Full text: Über einen Fall von sympathischer Ophthalmie

9 
dar, die sich in Lichtscheu, Epiphora, Schmerzen beim Ge 
brauch des Auges und Asthenogie äußert und ihre absolute 
Abhängigkeit vom sympathisierenden Auge dadurch doku 
mentiert, daß sie nach Beseitigung desselben resp. nach 
Durchtrennung der den Reiz überleitenden Bahnen sofort 
verschwindet. Die sympathische Entzündung dagegen ist 
eine mit Hyperämie und Exsudation einhergeheude Affektion 
eines Auges, welche zwar ebenfalls durch eine vorangehende 
Erkrankung des anderen provoziert wird, in ihrem Verlauf 
jedoch völlig selbständig und einer Beeinflussung durch die 
Heilung bezw. Entfernung des primär erkrankten Auges 
so gut wie unzugänglich ist. Bei der sympathischen Neurose 
besteht immer ein Reizzustand in den Ciliarnerven, den 
schon die geringfügigsten, aber ohne Eröffnung der Bulbus- 
kapsel einhergehenden Verletzungen hervorzurufen ver 
mögen, während die sympathische Entzündung stets und 
ständig auf einer ektogenen, vom primär erkrankten Auge 
ausgegangenen und auf’s zweite übergegriffenen Infektion 
beruht. Ein sympathisch gereiztes Auge ist nie bakteriell 
verunreinigt, ein sympathisch entzündetes stets. Selbst die 
größte, unregelmäßigste Läsion der sogenannten „gefährlichen 
Gegend“ hat bei reaktionslosei Heilung wohl sympathische 
Irritation, aber nie sympathische Entzündung auf dem 
zweiten Auge zur Folge — ausschlaggebend für beide Pro 
zesse ist einzig und allein die Komplikation bakterieller 
Invasion. 
Es hat mehrere Jahrzehnte gedauert, bis diese Ansicht 
unter den Ophthalmologen keinen Gegner mehr fand und 
es ist wohl hauptsächlich R. Koch und seinen fundamen 
talen Entdeckungen auf dem Gebiete der Bakteriologie zu 
verdanken, wenn der Streit über die Ätiologie der sympa 
thischen Entzündung so schnell entschieden und zum Abschluß 
gebracht wurde. Heutzutage hat das Mikroskop und die 
enorm entwickelte Tinktionstechnik selbst bei intraoeularen 
Verknöcherungen und subconjunctivalen Bulbusrupturen, 
Vorgänge, die doch eine Eröffnung des Auges ausschließen 
und gleichwohl zur Genugthuung der Gegner bakterieller 
Infektion sympathisierten, Mikroorganismen nachgewiesen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.