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einer Preisschrift mit ziemlicher Unabhängigkeit von Mäk
le enzie ihre Gefährlichkeit voll würdigte, allerdings nicht
in so detaillierter Form wie der englische Forscher. Das
selbe gilt von Himly, dem die sympathische Entzündung
sowie der Weg ihrer Übertragung ebenfalls durchaus nicht
fremd war. Überhaupt scheint es in Deutschland und auch
in Frankreich, wo die erste, wie erwähnt, von Demours
herrührende Publikation völlig unbeachtet geblieben war,
einer gewissen Zeit bedurft zu haben, ehe sich die Lehre
von der sympathischen Ophthalmie zu der Höhe entwickelte,
auf der sie in England bereits während Mackenzie’s
Wirken stand. Doch wurde auch hierin durch den stetig
wachsenden Ausbau der Therapie, der mit der zunehmenden
Erkenntnis des Wesens der Erkrankung Hand in Hand ging
unb besonders durch Pr i cha rd , Taylor und v. Graefe
gefördert ward, bald Wandel geschaffen und der Vortrag
von Critchett 1 ) sowie die daran sich anschließende Dis
kussion auf dem Heidelberger Kongreß 1863 vervollstän
digten das klinische Bild der sympathischen Entzündung
zu jenem Symptomkomplex, der auch heutzutage noch all
gemein Anerkennung findet und von keiner Seite ange-
fochten ist.
Die sympathische Augenerkrankung, also jene sekun
däre Alteration des zweiten, ursprünglich gesunden Auges’
nach vorangegangener Affektion seines Partners, äußert sich
in zwei Formen: als sympathische Reizung und als sym
pathische Entzündung. Die Versuche, Übergänge zwischen
ihnen zu statuieren resp. beide Prozesse zu einem Ganzen
zu verschmelzen, reichen selbst bis in die neuere Zeit, doch
sind, wie schon v. Graefe und Leber 2 ) hervorhoben,
beide Vorgänge sowohl graduell wie essentiell total ver
schieden und scharf von einander zu trennen. Die sympa
thische Reizung stellt eine einfache, auf ciliarer Irritation
des gesamten Nervensystems des Auges beruhende Neurose
') Heidelb. ophth. Ges. 1863, Seite 440.
! ) Arch. f. Opbthahn. XXVII, 3, Seite 325.