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Papille wenig geschwollen; graurötlich verfärbt, Grenzen
nicht ganz schärf. Venen stärker gefüllt als normal. Kein
Centralskotom, auch bei der Prüfung binocular mit dem
Stereoskop kein Zentralskotom für Farben.
Linkes Auge : Sl= Fingerzählen in Entfernung von 1 m.
Venen stark gefüllt. Papille geschwollen, graurötlich
verfärbt, Grenzen unscharf. Erscheinungen erheblich stärker
als am rechten Auge. Im Centrum werden nicht einmal
Handbewegungen wahrgenommen, es besteht hier ein großes
absolutes Skotom von ca 30°. Rot und grün wdrd überhaupt
nicht erkannt. Außengrenzen für weiß normal.
Au den Lungen nichts Pathologisches nachzuweisen.
Herz o. B.
'Urin ohne Eiweiß und Zucker.
30. Dezember 1905: Morgens 10 Uhr; diagnostische
Injektion von 3 mgr Alttuberkulin.
31. Dezember 1905: 12 Stunden nach der Injektion
Temperaturanstieg auf 39, 7 — s. Kurve III — mit cerebralen
Erscheinungen, Schwindel, Erbrechen, starken Kopfschmerzen.
Die Kopfschmerzen halten einige Tage an.
Diagnose: Basale tuberkulöse Meningitis.
10. Januar 1906. Von einer Tuberkulinkur wird wegen
der cerebralen Erscheinungen nach der Injektion von Alttuber
kulin abgesehen.
So empfehlenswert einerseits die diagnostische Injektion
von Alttuberkulin also ist, so muß andrerseits beim thera
peutischen Gebrauche des Neutuberkulins, das besonders von
II i p pcl auf dem Heidelberger Kongreß 1905 zur Behandlung
tuberkulöser Erkrankungen empfohlen wurde, zur größten
Vorsicht geraten werden. Die hiesige Augenklinik hat sich
bei allgemeinen Hirnleiden nicht zu dieser Therapie entschließen
können. Bei Behandlung speziell von Augenleiden tuberkulöser
Natur mit Neutuberkulin hat sich nämlich gezeigt, daß häufig
eine starke lokale Reaktion auf die Injektion hin eintrat,
die ja allerdings beim Auge gut zu überwachen ist. Da
hingegen bei allgemeinen Hirnerkrankungen eine solche
Kontrolle nicht möglich ist, und so schließlich doch einmal
ungünstige Folgen nach den häufigen Injektionen eintreten