Full text: Ein Fall von kompleter Trigeminuslähmung mit Keratitis neuroparalytica und verminderter Tränensekretion

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auch spitzen Gegenständen) nicht mehr die geringste Reflex 
wirkung zu erzeugen vermochten. Ganz dasselbe fand in 
Bezug auf die Tränenabsonderung statt, die bei diesen Ver 
suchen in keinerlei Verhältnis zur Höhe des Reizes stand“. 
Fragt man nach der Ätiologie der Trigeminuslähmungen, 
so können solche natürlich durch die verschiedenartigsten 
Prozesse hervorgerufen werden. Als häufigste Ursachen der 
Lähmungen werden Erkrankungen an der Hirnbasis ange 
geben: so meningitische Veränderungen, seien sie nun lue 
tischer oder tuberkulöser Natur, Geschwülste, Aneurysmen, 
Periostitiden, Abscesse und Caries der Schädelknochen. 
Dasselbe Krankheitsbild könnte zustande kommen durch 
Blutungen, Erweichungen, Tumoren, sklerotische und rein 
degenerative Prozesse, die den Nerven an irgend einer Stelle 
seines Verlaufes treffen. Außerdem werden einige Quintus- 
lähmungen als neuritische Erkrankungen aufgefaßt (Müller, 
Hirschl, Grub er). Andere wieder können auf Traumen 
zurückgeführt werden. Noch weitere Fälle von isolierter 
Trigeminuslähmung sind in ihrer Ätiologie unklar, so die 
von Ferrier, Schmidt, Gowers, Wilbrand und 
Saenger beobachteten Fälle. 
Zu letzteren wäre vielleicht auch der oben von mir 
berichtete Fall zu rechnen; andrerseits lassen aber doch 
einige Erscheinungen berechtigte Vermutungen über die 
Ätiologie des Falles zu. 
Der Patient zeigt einen spastisch-paretiscben Gang; die 
Geistesfähigkeiten haben bei ihm nachgelassen; er will viel 
teilnahmloser geworden sein, während er früher lebhaft ge 
wesen ist. Seine Patellarreflexe sind gesteigert, Fußklonus 
ist vorhanden, Babinski angedeutet. Alle diese Symptome 
ließen eventuell daran denken, daß hier ein Anfangsstadium 
von multiple'f Sklerose vorliege, und daß sich im Verlaufe 
dieser, wie schon beobachtet, eine Trigeminuslähmung da 
durch ausbildet, daß der Stamm oder die Wurzel des Tri 
geminus in Mitleidenschaft gezogen wird. 
Andrerseits ist es doch wohl sehr fraglich, ob diese 
schon 1901 aufgetretenen Störungen in kausalem Zusammen 
hang mit der Quintuslähmung stehen. Aus diagnostischen
	        
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