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Bei vier von unseren Patienten mit postoperativen
Prolaps lag die Laparotomiewunde in der unteren Bauch
hälfte. Die Häufigkeit der Vorfälle nach Incisionen in
dieser Gegend ist hauptsächlich dadurch begründet, dass
die Wandungen der unteren Hälfte des Bauches stärker
durch den Bauchinhalt belastet werden. Die meist etwas
erhöhte Rückenlage, das Aufsitzen und Pressen bei der
Defäkation und dem Urinlassen und noch mehrere andere
Gründe haben öfter kombiniert mit dem folgenden
ätiologischen Moment, der Entzündung der Laparotomie
wunde, die Schuld an der Entstehung des Prolapses. Ganz
abgesehen von den Fällen, bei denen infolge Ausseracht-
lassung der aseptischen Naht oder ungenügender Desinfektion
der Oberfläche die Nähte herauseiterten und die Heilung
der Bauchwunde gefährdeten, kann man mit ziemlicher
Sicherheit darauf rechnen, dass die Laparotomiewunde
mehr oder weniger inficiert wird, wenn sie in ein ent
zündetes Gebiet führt, wo wir gezwungen sind, die Wunde
partiell offen zu lassen, zu tamponieren und drainieren.
Durch das teilweise Offenbleiben der Wunde wird sicher
das Entstehen eines Prolapses begünstigt, wie Fall II zeigt;
die Tamponade und Drainage dagegen trägt, wie auch
Madelung betont, keine Schuld. Einerseits verhindert sie
ein Stagnieren der Sekrete und ein dadurch bedingtes Aus
einanderpressen der Wunde und regt durch ihren Fremd
körperreiz eine adhäsive Entzündung an. Andererseits füllt
sie das zerstörte Gewebe aus und verhütet dadurch die
Entstehung eines leeren Raumes, was einen Vorfall be
günstigen müsste. Die Tamponade wirkt also einer Prolaps
entstehung geradezu entgegen.
Ebenso wie die Entzündung einen schnellen Bauch
wundenverschluss verhindert, kann die Fleilung dadurch
verzögert werden, dass sich der Laparotomierte in einem
Zustand der Kachexie oder allgemein herabgesetzter Wider
standsfähigkeit infolge einer Konstitutionserkrankung be
findet. Dadurch, dass der Körper durch den fortgesetzten
Eiweissverlust und mangelhaften Ersatz desselben nicht