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Traumen in Betracht. Meist findet man in diesen Fällen neben
den Nerven auch die Muskeln verändert; fettige Degeneration
und Schrumpfung der Muskeln infolge der Nervenerkrankung
sind häufige Befunde. Auch traumatische Läsionen und an
geborener Mangel einzelner Muskeln sind als Ursachen orbitaler
Lähmungen beobachtet.
III. Die peripheren Lähmungen hat man aus rheumatischen
Erkrankungen der Nerven abzuleiten versucht.
Ueber die pathologisch-anatomischen Verhältnisse bei
den nuclearen Ophthalmoplegien ist folgendes bekannt. Die
krankhaften Veränderungen spielen sich in den Ganglienzellen
des Kerngebietes ab. Die Kerne des Oculomotorius liegen
im Boden des Aquaeductus Sylvii; das Kerngebiet erstreckt
sich nach vorn bis über die corpora mammillaria, nach hinten
bis unter die corpora quadrigemina. An den Oculomotorius-
kern schließt sich nach hinten der Trochleariskern an. Der
Kern des Abducens liegt im Boden des IV. Ventrikels ent
sprechend einer Erhebung im Funiculus teres oberhalb der
Chordae acusticae. Die Erkrankungen dieser Kerne können
primär und sekundär sein. Die primären Kernerkrankungen
stellen sich dar als chronische progressive Atrophien der
Ganglienzellen oder als Sclerose der Nervensubstanz. Sekun
däre Veränderungen an den Kernen treten auf im Anschluß
an Entzündungen des zentralen Höhlengraus, oder sie sind
die Folge von tiefgreifender subependymärer Sclerose oder
einer Sclerose, die fleckweise die Nervensubstanz befällt. Eine
weitere Ursache sekundärer Kernerkrankungen wird vielleicht
durch Störungen in der Blutversorgung des Kerngebietes bei
Embolien und Thrombosen der betreffenden Gefäße abgegeben.
Auch Blutungen aus den Nudeargefäßen können Zerstörungen
im Kerngebiet zur Folge haben. Ob chronische Ophthal
moplegien durch derartige Prozesse hervorgerufen werden
können ist mit Sicherheit allerdings noch nicht entschieden;
nur soviel steht fest, daß sie mindestens als begünstigende
Momente von Bedeutung sind. Durch Druck auf das Kern
gebiet können Abscesse, Tumoren und vermehrter Liquor
cerebrospinalis im III. und IV. Ventrikel und im Aquaeductus
Sylvii als Ursachen sekundärer Nuclearerkrankung wirken.