Nach der Veröffentlichung eines Falles von doppelseitiger
totaler äußerer Augenmuskellähmung durch Graefe im Jahre
1856 wurden die Augenmuskellähmungen allmählich Gegen
stand eifrigen Studiums. In einer zweiten Mitteilung Graefes
aus dem Jahre 1866 findet sich zuerst der Name Ophthal
moplegie, der durch die Arbeit Mauthners »Die Nuclearläh-
mung der Augenmuskeln« in die Literatur endgültig einge
führt worden ist.
Nach der Definition von Mauthner ist unter einer Oph
thalmoplegie eine Lähmung mehrerer Augennerven und Muskeln
eines oder beider Augen zu verstehen. Ist nur ein Nerven
gebiet von der Lähmung betroffen, z. B. nur das Gebiet des
rechten Oculomotorius, so bezeichnet Mauthner den Fall als
Paralysis nervi oculomotorii dextri perfecta. An Stelle der Be
zeichnungen Ophthalmoplegia externa und interna für Ophthal
moplegien ohne bezw. mit Beteiligung des Ciliar- und des
Accomodationsmuskels setzt Mauthner Ophthalmoplegia exterior
und interior, um durch diese Bezeichnungen Irrtümer zu ver
meiden, die durch die gleiche Benennung der Musculi recti
externi und interni veranlaßt werden könnten. Kombinationen
von Ophthalmoplegia exterior und interior sind komplette Oph
thalmoplegien.
Nach der Art des Verlaufes werden akute, sübakute,
rezidivierende und chronische Ophthalmoplegien unterschieden.
Die akuten und subakuten P’ormen sind teils rheumatischen
Ursprungs, teils treten sie als postdiphtherische Lähmungen
auf. Die rezidivierenden Formen sind ihrem Wesen nach noch
nicht klar. Chronische Ophthalmoplegien zeichnen sich durch
ihren langsam-progressiven Charakter aus.
Eine Einteilung der chronischen Ophthalmoplegien, auf
die in dieser Arbeit besonders eingegangen werden soll, hat