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Wie erwähnt schließen sich die fasciculären Formen der
Ophthalmoplegien pathologisch-anatomisch eng an die nuclearen
Formen an. Als ursächliche Momente kommen für die nucleo-
basilaren Lähmungen dieselben Schädlichkeiten in Betracht wie
bei den Kernerkrankungen. Primäre Degenerationen der
Fasern kommen nicht vor, da einer Degeneration von Nerven
fasern stets eine Erkrankung ihrer tropischen Zentren, d. h. der
Kerne vorausgeht, lieber die cortico nuclearen Ophthalmople
gien fehlen zur Zeit noch genauere Kenntnisse.
Die Diagnose und Differentialdiagnostik der Ophthal
moplegien ist trotz der ziemlich weit fortgeschrittenen Er
forschung der pathologischen Anatomie oft noch recht schwierig,
wenn man sich bei dem Stellen der Diagnose nicht auf »Oph
thalmoplegie« allein beschränken, sondern auch den Sitz der
Erkrankung feststellen will.
Zur Begründung der Diagnose »corticale Ophthalmoplegie«
hat man bisher noch keine sicheren Anhaltspunkte gefunden.
Dasselbe gilt für die cortico-nucleare Affektion. Dagegen läßt
sich die Diagnose »nucleo-basale Ophthalmoplegie« aus einer
Kombination von Lähmung der äußeren Augenmuskeln mit
gekreuzter Hemiplegie mit Sicherheit stellen. Die intramedul-
laren Fasern des Oculomotorius durchkreuzen die im oberen
Teil der Pedunculi cerebri gelegenen motorischen Bahnen für
die entgegengesetzte Körperhälfte und verflechten sich innig
mit ihnen. Aus diesem anatomischen Verhalten erklärt sich
das Auftreten der Kombination von Ophthalmoplegia exterior
mit Hemiplegie der anderen Seite bei Läsionen der nucleo-
basalen Fasern des Oculomotorius.
Totale Oculomotoriuslähmung eines oder beider Augen
läßt die Diagnose auf eine basale Ophthalmoplegie stellen.
Es ist bei basalen Affektionen bisher niemals eine partielle
Oculomotoriuslähmung beobachtet worden.
Bei orbitalen Lähmungen sind meist sämtliche Muskeln
des betroffenen Auges funktionsunfähig. In Fällen, bei denen
der Grund der Lähmung in einer Entzündung des retrobul
bären Zellgewebes liegt, die auf die Scheiden der Muskeln
übergegriffen hat, können Sphincter iridis und Tensor Chori-
oideae sowie der Obliquus inferior, der vorn am unteren