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Verbindung losgelöst ist. Die dritte Gruppe, Heteroplastik,
umfaßt die Methoden des Defektverschlusses mit ganz fremdem
Material. Bei den beiden erstgenannten Methoden handelt
es sich also um die Transplantation von lebendem Knochen.
Lauge Zeit hindurch hat man sich nun darüber gestritten,
oh dieser eingepflanzte lebende Knochen nach der Einheilung
ein lebendiger Bestandteil des Körpers sein und bleiben solle.
Während Wolff und David sich entschieden dafür aus
sprechen, daß die lebende Knochensubstanz als solche ein
heile, hat Arthur Barth durch seine Untersuchungen
in ganz zweifelloser Weise dargetan, daß während des Ein
heilungsprozesses das Gewebe des eingeheilteu Knochens
nicht als solches erhalten bleibt, sondern allmählich ähnlich
wie auch ein totes Knochenstück nach Neuvascularisierung
von der Umgebung aus durch neugebildetes Knochengewebe
ersetzt wird, sodaß ebenso gut toter wie lebender Knochen
verwandt werden kann.
Schon im Beginne der Arbeit unterschied ich zwischen
solchen Defekten, die wir künstlich setzen, sogenannte Tre
panationslücken, und solchen nach Verletzungen. Beide
erfordern eine verschiedene Behandlung. Bei der Schließung
der erstereu wendet mau gewöhnlich die Wag u ersehe
Methode an, auch temporäre Resektion des Schädeldaches
genannt, wobei man das an der Trepanationsstelle eben aus
gesägte oder ausgemeißelte Knochenstück nicht loslöst, sondern
mit den Weichteileu im Zusammenhang läßt. Am Ende
der Operation wird dann das betreffende Stück an derselben
Stelle wieder eiugenäht und die Weich teile sorgfältig ver
schlossen.
Anders liegt die Sache bei Verletzungen, wo an der
verletzten Stelle entweder der Knochen ganz fehlt oder
wenigstenz_>o stark zertrümmert ist, daß seine weitere Ver
wendung vollständig ausgeschlossen ist. In diesem Falle
bietet uns also die verletzte Stelle kein geeignetes Schließuugs-
material; außerdem liegt die Gefahr einer Infektion sehr
nahe, sodaß man einen sofortigen Verschluß überhaupt nicht
machen kann. Ist diese Gefahr aber vorüber, so erreicht
mau sein Ziel zur Deckung des Defektes nach dem Müller-