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am nächsten Tage der Zustand des Pat. kaum gebessert
schien, vielmehr hohes Fieber noch hinzugetreten war, wurde
Pat. zwecks Operation der Klinik überwiesen.
Status: Kräftig gebauter Mann, mit fieberhaft ge
röteten Wangen. Temp. 39,2. Puls 90. Pupillen weit, beide
gleich, reagieren. Sensorium völlig frei. Pat: hat keine
Schmerzen. Störungen der Sensibilität und Motilität fehlen.
Über dem r. Auge zwei querfingerbreit darüber, auf
dem r. Stirnbein eine längsgestellte etwa 4 cm lange klaffende
Wunde mit scharfen Rändern. Die Umgebung ist gerötet
Wunde mit Jodoformpulver bedeckt. Auf dem Boden
der sehr tiefen Wunde ist das Gewebe schwarz verfärbt.
Die Sonde stößt auf rauhen Knochen, der tief nach innen
eingeknickt ist, was an den breit vorspringenden umgebenden
Rändern des Schädels zu erkennen ist. Im unteren Wund
winkel sieht man pulsierende Flüssigkeit. Das Wundsekret
ist ungemein übelriechend.
Sofort Op. i. N.
Bogenförmiger Lappenschnitt mit der Basis am Supraor
bitalrand, Zurückschlagen desselben nebst Periost. Man sieht
jetzt ein längliches über markstückgroßes Knochenstück ein
gesunken. Dasselbe ist mißfarben. Es wird jetzt rund um
die Depression der Knochen herausgemeißelt. Bei dem
Versuch, das deprimierte Stück zu heben, wird nur die
Externa herausbefördert, während die schwarz-verfärbte,
stinkende Spongiosa und Intima Zurückbleiben. Es muß
nachher noch weiter herausgemeißelt werden, um die über
ragenden Intimaränder freizulegen. Nach Entfernung des
Knochens siebt mau zuerst geringe, allmählich zunehmende
Pulsation des Gehirns, das überall von Dura bedeckt ist.
Die Dura enthält Auflagerungen von schwarzverfärbten eitrigen
Fibrinmasseu. Es wird jetzt der Knochen noch soweit aus
gemeißelt, bis überall normale Dura sichtbar.
25. III. Temp. Morgens 39,8, Abends 40,4. P. 88.
Keine Kopfschmerzen, keine Genickstarre, kein Erbrechen.
Leichte allgemeine Unruhe und Hyperaesthesie der Haut.
Verbandwechsel. Das Gehirn pulsiert nur gering. Das
Aussehen der Dura hat sich seit gestern nicht viel verändert.