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getöteter Knochen, da das Knochengewebe durch die Maceratiou
in seinem physikalischen Verhalten kaum verändert wird.
Bei der Verwendung macerierten Knochens gestaltet sich die
Einheilung natürlich auch günstiger, wenn man anstatt
kompakter Knochensubstanz spongiösen Knochen verwendet,
wie ihn z. B. der Calcaueus darbietet. Auch diese Methode
erfordert eine möglichst genaue Ausfüllung des Defektes
durch das implantierte Stück. Findet nämlich eine Ver
lagerung der Scheibe über den Knochenrand statt, so erfolgt
eine teilweise oder gänzliche Resorption derselben, oder sie
wird in eine fribröse Kapsel eingelagert, sodaß ebenfalls
keine Einheilung erfolgen kann. Die Einheilung kann dadurch
beschleunigt werden, daß man das Periost, wenn es erhalten
bleiben konnte, über die eingesetzte Scheibe zurücklagert
und dort fixiert.
Auch Geh.-Rat Helferich hat die angeführten Methoden
in der hiesigen Klinik häufig mit bestem Erfolge angewandt.
Mir war es vergönnt, zwei solcher Fälle in der letzten Zeit
verfolgen zu können. Bei dem ersten Patienten wurde eine
Heteroplastik mit maceriertem Knochen gemacht, wonach
zuerst Heilung eintrat, dann aber eine neue Eiterung eintrat,
sodaß der Knochen wieder entfernt werden mußte. Später
wurde dann die Autoplastik versucht, und war der Erfolg
jetzt ein ausgezeichneter. Bei dem zweiten Pat. handelt es
sieh ebenfalls um eine Autoplastik, deren Resultat sehr be
friedigend war. Ich lasse hier die ausführliche Kranken
geschichte folgen.
I. Fall.
Der Landmann H. G. aus Heigenberg, 20 Jahre alt,
wurde am 20. III. 1904 durch den Hufschlag eines Pferdes
an der Stirn über dem r. Auge getroffen. Uber die näheren
Umstände weiß Pat. keine Angaben zu machen. Er fiel
gleich zu Boden und war bis zur Ankunft des Arztes be
wußtlos. Der hinzugezogene Arzt stillte die Blutung durch
Tamponade mit Jodoformgaze und legte einen Verband an.
Am 23. III. Verbandwechsel. Die Wundränder waren schwarz
verfärbt, und es machte sich bereits ein faulig stinkender
Geruch bemerkbar. Es wurde mit Lysol gespült, und da