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Abasie, Aphonie, Mutismus, haben vor allen Dingen außer
ordentlich ausgeprägte Sensibilitätsstörungen — also von
einer monosymptomatischen Form kann man hier wohl
kaum reden.
Dann sagte k ich, die kindliche Hysterie ließe oft die
„hysterischen Stigmata“ vermissen. In unserm Falle haben
wir sie außerordentlich reichlich. Giebt es wohl ein besseres
diagnostisches Merkmal als die Astasie, die Abasie, den
Mutismus und alle die andern hervorstechenden Symptome?
Drittens sollten beim Kinde die eigentlichen „Anfälle“
sehr oft fehlen, und wenn sie da wären, sollten sie sich
durch ihre Häufigkeit an 1 Tage einerseits und ihre kurze
Dauer andrerseits auszeichnen. Das will hier auch nicht
recht passen. Der eiue Anfall, der in der Klinik zur Be
obachtung kam, dauerte eine gute halbe Stunde, und von
einer Wiederholung an demselben Tage war auch nichts
zu merken.
Ich habe also wohl recht, wenn ich von einem „aty
pischen“ Fall rede. Und ich werde noch mehr Punkte
anführen, die dafür sprechen. Ich brauche da nur auf die
Symptome im Einzelnen einzugehen.
„Störungen in der sensiblen Sphäre“, sagte ich vorhin,
„seien nach Ansicht der meisten Autoren in ausgeprägter
Form beim Kind relativ selten“. Bei uns sind sie sein-
ausgeprägt sogar.
Weiter sagte ich: „am häufigsten von allen sind wohl
noch die Hyperästhesien“. Die haben wir anfangs allerdings
in unserm Fall auch, nachher haben wir es aber mit einer
ausgesprochenen Anästhesie und Analgesie zu thun.
Und endlich vor allen Dingen die psychischen Störungen!
Manche Autoren leugnen sie oder bezeichnen sie
wenigstens als selten, manche schreiben ihnen nichts Charakte
ristisches zu, wie ich vorhin sagte. In unserm Falle bilden
sie das hauptsächlichste Symptom, das sich durch die ganze
Krankheit hindurchzieht. Und was die Bruns’sche Be
hauptung anbetrifft, sie böten nichts Charakteristisches, so