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5. III. 05. Reim Essen sträubt sie sich noch vielfach.
Schreibt Briefe, spielt Klavier, liest, zeichnet, arbeitet im
Hauhalt.
Vorherrschend noch gedrückte Stimmung.
18. III. 05. Ißt bedeutend besser. Erscheint freier, ant
wortet auf Fragen, kann aber über die Zeit ihrer Krankheit an
scheinend keine Auskunft geben.
Spielt nicht mehr mit der Puppe. Sehr fleißig.
24. III. 05. Appetit besser. Freut sich auf ihre Entlassung.
Ist viel zutraulicher. Sobald man sie aber über ihre Krankheit
befragt, wird sie einsilbig, giebt teils garkeine Antworten, teils
antwortet sie mit „Ja“ und „Nein“.
Auf Befragen giebt sie schließlich nur zu, daß sie an die
Zeit in der Barake — wo sie während der Angina lag —
Erinnerung habe. Sie nestelt mit den Fingern, wendet sich scheu
ab, sieht weinerlich aus. Sobald man von ihrer Entlassung spricht,
strahlt sie und ist wieder ganz zutraulich.
25. III. 05. Gebessert entlassen. Wird von den Eltern
abgeholt.
Daß es sich im vorliegenden Falle um eine Hysterie
handelt, wird wohl Jedem ohne Weiteres einleuchten. Die
Symptome sind so ausgesprochen und der ganze Verlauf
so charakteristisch, daß darüber kein Zweifel herrschen kann.
Ist aber der Verlauf so, wie wir ihn bei einem
Kinde hätten erwarten sollen? Passen die Symptome zu
dem Bilde, das ich vorhin von der kindlichen Hysterie
entworfen habe? Ohne Frage nein. Im Gegenteil, sie
weichen nicht nur in vielen, sondern fast in den meisten
Punkten von demselben ab. Wir haben es also mit einem
vollkommen atypischen Fall zu thun, von dem
man beinahe sagen könnte: er hat alles das, was er nicht
haben sollte.
Da habe ich als erstes und Hauptcharakteristikum für
die Hysterie bei Kindern den Umstand genannt, daß sie
monosymptomatisch aufträte. Ja, wo ist hier das eine
Symptom ? Eins ist zwar besonders vorherrschend, — die
psychische Veränderung —aber so und so viele andre sind
noch dabei: Wir haben, zeitweise Tremor, haben bisweilen
Zuckungen, haben Lähmungen, Coutraktureu, haben Astasie,