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tungen, alles das ist imstande allmählich derartige Störungen
im Nervensystem herbeizuführen, wie sie uns im Krank
heitsbilde der Hysterie entgegentreten.
Häutig wird auch ein Trauma, ein Fall, eine Züchti
gung und dergl., als Grund zur hysterischen Erkrankung
angegeben. So berichtet z. B. Henoch') von mehreren
9—11 jährigen Kindern, hei denen am Tage nach einer in
der Schule erlittenen öffentlichen Züchtigung hysterische
Anfälle sich zeigten, und so finde ich bei Strümpell 2 ) ein
Beispiel, wo sich bei einem Seiltänzer nach einem Fall vom
Seil typische Hysterie entwickelte.
Wenn es sich in diesen Fällen auch wirklich um
Hysterie gehandelt hat, so sind die nach Traumen ent
standenen, und für Hysterie geltenden Erkrankungen doch
immer erst sorgfältig zu prüfen, da ein andres Leiden, das
sich auch sehr oft im Anschluß an Traumen entwickelt,
eine Reihe von ähnlichen und zum Teil ganz denselben
Symptomen zeigt: die traumatische Neurose.
Was als letzte Gelegenheitsursache noch in Betracht
kommen könnte, wären akute Infektionskrankheiten,
nach denen man häufiger hysterische Erkrankungen hat
auf treten sehen.
Doch in allen diesen letzten Fällen, sowohl bei der
nach einem Trauma entstandenen, als auch bei der im
Gefolge einer Infektionskrankheit entstandenen und schließlich
auch bei der auf Grund von allgemeinen konstitutionellen
Erkrankungen sich entwickelnden Hysterie — welch letztere
von mir schon bei der Besprechung der prädisponierenden
Ursachen erwähnt wurde —- in allen diesen Fällen ist eine
Alteration der Psyche absolut notwendig. Es ist nicht die
erwähnte Züchtigung als solche, es ist nicht der Fall vom
Seil, der die-bysterischen Erscheinungen hervorruft, sondern
die damit verbundene psychische Erregung, der Schreck,
die Angst, die Furcht. Man täte also gut, wenn man diese * 2
*) Henoch: a. a. 0.
2 ) Strümpell: a. a. 0.