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der unter 13 in seiner Kinderabteilung aufgenommenen
Hysterischen 6 Knaben und 7 Mädchen fand. Je näher
jedoch die Kinder an die Pubertätszeit herankämen, meint
er, desto größer werde das Übergewicht der Mädchen, sodaß
im späteren Alter in der That die Hysterie bei Frauen mehr
als bei Männern gefunden würde.
Die übrigen von verschiedenen Autoritäten aufgestellten
Ansichten über das Vorkommen der kindlicheu Hysterie,
daß z. B. die eine oder andere Race eine größere Neigung
zeigte, oder daß die Lebensstellung der Eltern eine
große Rolle spielte, will ich nur erwähnen. Einen Beweis
hierfür zu erbringen, würde einmal über den Rahmen meines
Themas hinausgehen, und dann fehlt mir auch das nötige
Zahlenmaterial. Hysterische Kinder finden sich sowohl in
christlichen wie in jüdischen, in armen wie in reichen, in
gebildeten wie in ungebildeten Familien, und wenn wirklich
einmal der eine oder der andere Beobachter sie in der einen
häufiger als in der andern gesehen hat, dann wird das wohl
seine anderen Gründe haben.
Doch damit komme ich auf die Entstehungsursachen,
auf die Ätiologie der kindlichen Hysterie zu sprechen. Ich
muß hier etwas weit ausholen und eigentlich wieder mehr
tibei' die Ätiologie der Hysterie im allgemeinen als speciell
der kindlichen sprechen, es ist dies aber notwendig, weil
alle Momente, die beim Erwachsenen zur Entstehung der
Hysterie beitragen, auch beim Kinde in Frage kommen
können.
Die meisten Autoren sind sich betreffs der Entstehung
der Hysterie insofern einig, als sie die kombinierte Wirkung
einer Prädisposition und einer Gelegenheitsursache annehmen.
Die Prädisposition kann nach Biuswanger 1 ), der
sich dabei an Charcot anlehnt, entweder ererbt oder sie
kann erworben sein, und zwar entweder intrauterin erworben,
z. B. bei Kindern, deren Eltern zur Zeit der Zeugung durch
Krankheit (bes. Phthise) oder andere Umstände entkräftet
') Binswanger: a. a. 0.