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immer noch nicht. Nur insoweit sind sich die Sachver
ständigen im allgemeinen einig, daß sie, wenn es sich um
bestimmte Symptome handelt, sagen: „Das ist Hysterie“.
Doch nun zurück zur kindlichen Hysterie.
Uber die H ä u f i g k e i t des Vorkommens der
Hysterie bei Kindern sagt schon Briquet 1 ), daß bei etwa
Vs aller von ihm beobachteten Fälle von Hysterie sich die
Krankheit vor dem 12. Jahre entwickelt habe. Obwohl sich
diesen Zahlen im Jahre 1874 Jollv und auch mehrere
andre Autoritäten anschlossen, wurden sie vielfach bestritten.
Daß sie aber nicht übertrieben waren, das beweist neuerdings
wieder He noch 2 * ) in seinem Lehrbuch über Kinderkrank
heiten, in dem er der kindlichen Hysterie ein besonderes
Kapitel widmet, und darüber berichtet auch B r u n s 8 ), der
mehrere diesbezügliche Statistiken aufgestellt hat.
Derselbe giebt uns auch interessante Mitteilungen darüber,
in welchen Jahren gerade das kindliche Alter am
meisten von der Hysterie befallen wird. Er ist der Ansicht,
daß dies zwischen dem 7. Jahre und der Pubertät, also
etwa im 14. Jahre am häufigsten der Fall sei. Natürlich
ist das keineswegs konstant, zumal, wie B r u n s auch selbst
betont, die Pubertät bald früher, bald später ein tritt. Aber
auch schon weit früher, noch vor dem 7., sogar vor dem 6.
Jahre hat Bruns und ebenso Oppenheim Fälle von
Hysterie gesehen, ja französische Autoren wollen sie sogar
im Säuglingsalter beobachtet haben. Wenn auch diese letzten
Angaben mit Vorsicht zu gebrauchen sind, so ist doch irgend
eine zeitliche Grenze betreffs des Ausbruches der kindlichen
Hysterie nicht zu ziehen.
Es wäre nun noch über das Verhältnis der hy
sterischen Erkrankung zwischen Knaben und Mädchen
zu sprechen. .Auch hierüber giebt uns B ru n s 4 ) Aufschluß,
') Briquet: a. a. 0.
2 ) Henoch: Vorlesungen über Kinderkrankheiten. Berlin 1899.
s ) Bruns: JDie Hysterie im Kindesalter. Halle 1897,
4 ) Bruns: a. a. 0,