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lieber Darmentleerung und Reinigung der Mastdarmschleim
haut wird der Sphincter ani gedehnt und dann die vordere
Mastdarmwand mit einem Speculum eingestellt. Jetzt hegt
das Operationsfeld offen da, der Absceß kann in großer
Ausdehnung geöffnet werden. Dann sorgt ein in die Absceß-
höhle eingelegtes Drain, das aus der Analöffnung heraus-
geleitet wird, für den ungestörten Abfluß der Wundsecrete.
Aber auch diese Methode hat ihre Mängel. Vor allen
Dingen läßt sich die Asepsis nicht strenge durchführen.
Leicht gelangt Koth mit der Wunde in Berührung, die
Wunde schließt sich dann nicht, wir haben eine Mastdarm
fistel. War die Wand der Urethra oder der Blase vor der
Incision bereits von der Nekrose mitbefallen, dann führt
die Eröffnung per Rektum zur Bildung der schon oben
erwähnten unangenehmen Mastdarm-Harnröhren und Mast-
darm-Blasenfisteln. Endlich macht die Blutstillung manch
mal erhebliche Schwierigkeiten, worauf besonders Segond
hinweist.
Einen großen Fortschritt brachte 1874 Dittel’s
Veröffentlichung eines neuen Operationsverfahrens, das
alle die genannten Nachteile der anderen Operationen ent
behrt. Dittel drang vom Damme aus auf den Absceß
ein. Er legte einen bogenförmigen Querschnitt ca. 2 cm
vor dem Anus an. So werden Haut, Fascie und die Muskel
bündel durchschnitten, die vom Sphincter zum Bulbo-
cavernosus ziehen. Während jetzt der Bulbus mit Haken
nach vorn gezogen wird, läßt sich die Mastdarmwand von
der Prostata stumpf abschieben. So wird die Prostata
freigelegt und dann ihre Kapsel an der Stelle gespalten,
wo der Absceß sich befindet. Nach Abfluß des Eiters
wird ein Drain eingelegt und die Wunde mit Jodoform
gaze ausgefüllt.
„Dieses Verfahren bietet“ so sagt Dittel, „eine aus
giebige Eröffnung des Abscesses, eine leichte, vollkommene
Entleerung des Eiters, eine genaue Übersicht der ganzen