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Die Prognose ist somit bei unbehandelten Fällen sehr
ernst. Segond berechnete eine Mortalität von 25,3%.
Schließlich muß auch der Beeinträchtigung der
Potentia generandi gedacht werden. Die Fistelbildung
zwischen Urethra und Rectum kann bewirken, daß bei
Ejaculation der Samen durch die Fistel ins Rectum ge
langt. 0. Zuckerkandl teilt einen Fall mit, in welchem
der Prostataabsceß lästige Pollutionen auslöste, bei denen
sich das Sperma durch die Fistel in den Mastdarm ergoß.
Die Zerstörung der Prostata muß an und für sich schon
die Zeugungsfähigkeit herabsetzen oder sogar aufheben,
da nach Fürbringer das Prostatasecret in den vorher
unbeweglichen Spermotozoen erst Leben und Bewegung
wachruft. Nach Ausheilung eines Abseesses können die
Ductus ejaculatorii durch Narbencontraction abgeknickt
werden und obliterieren, so daß die Entleerung des Samens
unmöglich wird.
Zur Stellung der Diagnose muß man die Palpation
per anum ausführen, die allerdings oft recht schmerzhaft
ist. Wie oben schon erwähnt wurde, ist es in den
Anfangsstadien der Abscedierung unmöglich zu entscheiden,
ob nur Prostatitis oder ein Absceß vorhanden ist, denn in
beiden Fällen ist die Prostata vergrößert und von härterer
Consistenz. Später pflegt sich Fluctuation einzustellen,
aber keineswegs immer; manchmal steht der Eiter unter
so hohem Druck, daß sich die bindegewebige Kapsel prall
anfühlt. Auch Harndrang, Fieber, Tenesmus und Retentio
urinae sind in beiden Fällen vorhanden. Oft wird die
Diagnose klar durch Eiterentleerung beim Catheterismus
oder bei der'Untersuchung per rectum, wenn durch den
Druck auf die Prostata aus der Harnröhre reichlich Eiter
entleert wird. Fehlen diese Anhaltspunkte, so führt man
die Punction der Prostata aus, indem man unter der Con-
trolle des ins Rectum eingeführten Fingers eine Hohlnadel
am Damme in der Mittellinie einsticht und parallel der