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Seltener bahnt sich der Eiter den Weg nach ohen,
folgt der Blasenwand und gelangt in das präperitoneale
Bindegewebe, um über der Symphyse die Bauchwand zu
durchbrechen. Ein Durchbruch über dem Ligamentum
Pouparti und ein solcher durch das Foramen obturatorium
sind beobachtet worden. Eine Perforation des Peritoneums
mit tötlicher Peritonitis ist einige Male von Collinet
gesehen worden.
Von einem Prostataabsceß aus kann endlich Eiter in
die Blutbahn gelangen und in entfernten Organen meta
statische Abscesse hervorrufen. In einem solchen Falle
Hinrichsen’s kam es zu einem Absceß im Hoden und
zu einer eitrigen Schultergelenksentzündung, zur Arthritis
im Handgelenk und zu einem Pleuraerguß. Diese Bildung
von Metastasen wird begünstigt durch eine Thrombo
phlebitis der paraprostatischen Venen. Bei der Palpation
per rectum imponieren die thrombosierten Venen als dicke
Stränge. Die schwere Folge ist eine Gangrän des Penis,
die vor kurzem von Göbell noch beobachtet und mit
geteilt wurde. Der Tod an Sepsis ist alsdann der ge
wöhnliche Ausgang.
Wir sehen also, daß die Prostataabscesse beim Fehlen
ärztlicher Hilfe durch Übergreifen auf benachbarte Organe
sehr verschiedenartige Complicationen schaffen. Von den
häufig beobachteten Fistelbildungen sind diejenigen zwischen
Urethra und Damm am leichtesten der Behandlung zu
gänglich, machen geringere Beschwerden und sind un
gefährlicher als die Fisteln zwischen Rectum und Urethra
oder Rectum und Blase. Hier wird der Harn in den
Mastdarm und dann zusammen mit den Faeces entleert,
und umgekehrt gelangen Koth und Gase in die Harnwege
und bewirken eine Infection der Urethra, der Blase,
manchmal sogar der Nieren, so daß schließlich Pyelo
nephritis, Uraemie und Pyaemie zum Exitus führen.