Full text: Ein Fall von Angiosarkom (Peritheliom) am Halse bei einem 7 Monate alten Kinde

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hat diese Geschwülste sehr häufig auch als Angiosarkome 
bezeichnet, ein Name, der wohl gerechtfertigt erscheint, 
wenn eben darunter eine Geschwulst verstanden wird, die 
ihren Ausgangspunkt von bestimmten (ebenfalls der Binde- 
gewebsreihe angehörigen) Zellbestandteilen der Gefässwand 
genommen hat. Es ist aber ganz und gar unangängig, 
jedes reichlich mit Blutgefässen versorgte Sarkom als An- 
giosarkom zu bezeichnen und darunter etwa eine Kombination 
von Blutgefässgeschwulst, also Angiomen, mit Bindegewebs- 
geschwülsten von jugendlichem Typus, also Sarkomen, zu 
verstehen. Um derartigen Missverständnissen aus dem Wege 
zu gehen, ist es wohl überhaupt zweckmässig, den Namen 
Angiosarkom tunlichst zu vermeiden und statt dessen lieber 
die Bezeichnung Endotheliom und die sich hieraus weiterhin 
ergebende Nomenklatur zu akzeptieren. 
Es will also fast scheinen, als ob der Name Angio- 
sarkom über kurz oder lang der Geschichte angehören wird. 
Vielleicht ist aber die Überlieferung hierbei, wie schon so 
oft auf dem Gebiete der Geschwulstnomenklatur, so mächtig, 
dass eine Ausrottung dieses Namens nicht möglich sein wird 
und wir uns damit begnügen müssen, wenigstens die An- 
weudungsweise des Namens Angiosarkom feststehenden 
Regeln zu unterwerfen. 
Dies wäre ja auch noch kein zu grosses Übel, besonders 
im Hinblick auf unantastbar eingewurzelte, zwar historisch 
begründete, aber wissenschaftlich geradezu absurde Geschwulst 
namen; eine Tatsache, über welche Ackermann 1 ) mit 
Humor berichtet: „Man wird sich daher mit Resignation in 
die sonderbare Anomalie zu finden haben, dass eine Ge 
schwulst, Fleischgeschwulst (Sarkom) genannt wird, die eben 
sowenig mit Fleisch zu tun hat, wie Bindegewebe mit Muskel 
gewebe. Indessen es lässt sich verschmerzen, wenn hier, 
wie so oft,'" Name und Begriff nicht mit einander har 
monieren, denn ein Name ist Dunst und Schall. 
’) Ackermann, Die Histogenese und Histologie der Sarkome. 
Sammlg. kliu. Vorträge von Volkmann, No. 233—234. 1883.
	        
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