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hat diese Geschwülste sehr häufig auch als Angiosarkome
bezeichnet, ein Name, der wohl gerechtfertigt erscheint,
wenn eben darunter eine Geschwulst verstanden wird, die
ihren Ausgangspunkt von bestimmten (ebenfalls der Binde-
gewebsreihe angehörigen) Zellbestandteilen der Gefässwand
genommen hat. Es ist aber ganz und gar unangängig,
jedes reichlich mit Blutgefässen versorgte Sarkom als An-
giosarkom zu bezeichnen und darunter etwa eine Kombination
von Blutgefässgeschwulst, also Angiomen, mit Bindegewebs-
geschwülsten von jugendlichem Typus, also Sarkomen, zu
verstehen. Um derartigen Missverständnissen aus dem Wege
zu gehen, ist es wohl überhaupt zweckmässig, den Namen
Angiosarkom tunlichst zu vermeiden und statt dessen lieber
die Bezeichnung Endotheliom und die sich hieraus weiterhin
ergebende Nomenklatur zu akzeptieren.
Es will also fast scheinen, als ob der Name Angio-
sarkom über kurz oder lang der Geschichte angehören wird.
Vielleicht ist aber die Überlieferung hierbei, wie schon so
oft auf dem Gebiete der Geschwulstnomenklatur, so mächtig,
dass eine Ausrottung dieses Namens nicht möglich sein wird
und wir uns damit begnügen müssen, wenigstens die An-
weudungsweise des Namens Angiosarkom feststehenden
Regeln zu unterwerfen.
Dies wäre ja auch noch kein zu grosses Übel, besonders
im Hinblick auf unantastbar eingewurzelte, zwar historisch
begründete, aber wissenschaftlich geradezu absurde Geschwulst
namen; eine Tatsache, über welche Ackermann 1 ) mit
Humor berichtet: „Man wird sich daher mit Resignation in
die sonderbare Anomalie zu finden haben, dass eine Ge
schwulst, Fleischgeschwulst (Sarkom) genannt wird, die eben
sowenig mit Fleisch zu tun hat, wie Bindegewebe mit Muskel
gewebe. Indessen es lässt sich verschmerzen, wenn hier,
wie so oft,'" Name und Begriff nicht mit einander har
monieren, denn ein Name ist Dunst und Schall.
’) Ackermann, Die Histogenese und Histologie der Sarkome.
Sammlg. kliu. Vorträge von Volkmann, No. 233—234. 1883.