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ordentlich bösartigen Sekundaria-Symptome ein Tertiär
stadium überhaupt ausgeblieben.
0. H. Reynolds (The Americ. Practitioner and
News XVI. Nr. 198) empfiehlt die Excision, da sie zum
mindesten einen mächtigen moralischen und psychischen
Einfluß übe. Sollte dieser Vorzug nicht sehr leicht zum
zweischneidigen Schwerte werden, indem der Pat. beim
Erscheinen der Sekundaria-Symptome dann alle Hoffnung
und jedes Vertrauen auf die ärztliche Kunst verliert?
Einen bedeutenden Nutzen hat uns also die Präventiv
behandlung nicht beschert. Wohl müssen ihr aber Nach
teile, sogar Schäden zugesehrieben werden. Meisser führt
mit Recht auf dem X. Internationalen medizin. Kongreß
zu Berlin an, daß die Präventivbehandlung nur den Aus
bruch der Syphilis hinausschiebe. Was dieser „Erfolg“
aber für Gefahren in sich birgt, erläutert Alex. Renault
in der Societe franc. de denn, de Syph. vom 14. Januar 1892.
Einmal könne der Arzt von seinem Pat. nicht mit Sicherheit
wissen, ob er syphilitisch sei oder nicht, und ferner lasse
sich der Kranke nur zu gern in eine trügerische Sicherheit
wiegen, die dann wiederum den Anlaß dazu gäbe, die oft
geringen Anzeichen des sekundären Stadiums zu übersehen
und womöglich die Syphilis in seine Familie und Umgebung
weiter zu tragen.
E. v. Düring möchte ferner noch einen für die
Praxis äußerst wichtigen Punkt betont wissen. Durch die
Präventivbehandlung wird dem Arzt der Verzicht auf die
Beobachtung der individuellen Hg-Wirkung im Beginn der
Erkrankung auferlegt, damit geht aber auch jede Beurteilung
über individuelle Behandlung verloren. Was aber eine
schematische Vollpfropfung des Körpers mit Quecksilber
für ungeheure Schäden nach sich ziehen kann, braucht
wohl heutzutage nicht mehr erläutert zu werden, jetzt, wo
es durch vernünftige, individuelle Hg-Darreichungen ge