Full text: Die Präventivbehandlung der Syphilis

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Fournier berichtet über Entzündungen, die von 
Krätze und Filzläusen hervorgerufen waren und einem 
Initialaffekt sehr ähnlich sahen. E. v. Düring macht 
darauf aufmerksam, daß indurierte herpetische Geschwüre, 
entzündliche infiltrierte Perifolliculiten und Geschwüre mit 
derben entzündlichen Rändern, besonders als Folge zweck 
loser Höllensteinätzungen, leicht einen syphilitischen Primär- 
alfekt vortäuschen können. Wie leicht man ein unrichtiges 
Urteil fällen kann, dafür gibt er in seinen klinischen Vor 
lesungen über Syphilis, Verlag von Leopold Voß 1895, ein 
sehr lehrreiches Beispiel: Drei Freunde hatten am gleichen 
Tage Beziehungen zu demselben Mädchen, bei der durch 
Konfrontation die Syphilis konstatiert wurde. Einer von 
ihnen konsultierte ihn in den ersten Tagen, 4 bis 5 Tage 
nach dem Coitus, wegen einer heftigen entzündlichen Ero 
sion; über die Diagnose war er noch im Zweifel, da sich 
die Heilung verzögerte. Er war aber überzeugt, daß es 
sich um einen Primäraffekt handelte, als drei Wochen 
später der zweite junge Mann sich mit einer typischen 
Sklerose vorstellte. Trotzdem hatte Nr. 1 nach zwei Jahren 
noch keine Syphilis, die bei Nr. 2 ihren regelrechten Gang 
nahm. Auch Nr. 3 blieb frei. 
Ein Irrtum in der Diagnose ist also trotz längeren 
Bestehens der Erkrankung und genauerer Beobachtung 
nicht immer ausgeschlossen und gerade die erfahrensten 
Syphilidologen sind in ihren Aussprüchen am vor 
sichtigsten. 
Nun ist aber in den Fällen, die die Anhänger der 
Präventivbehandlung als besonders ausschlaggebend an 
führen, "die Excision des angeblichen Primäraffektes meist 
in einer Zeit nach der angenommenen Infektion ausgeführt 
worden, in der die erste Inkubation (durchschnittlich 
3—4 Wochen, mindestens aber 13 Tage) noch gar nicht 
beendigt war, die Richtigkeit ihrer Diagnose auf Syphilis 
also nur schwer zu beweisen ist. Ihr Einwurf, die wenig
	        
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