14
Fournier berichtet über Entzündungen, die von
Krätze und Filzläusen hervorgerufen waren und einem
Initialaffekt sehr ähnlich sahen. E. v. Düring macht
darauf aufmerksam, daß indurierte herpetische Geschwüre,
entzündliche infiltrierte Perifolliculiten und Geschwüre mit
derben entzündlichen Rändern, besonders als Folge zweck
loser Höllensteinätzungen, leicht einen syphilitischen Primär-
alfekt vortäuschen können. Wie leicht man ein unrichtiges
Urteil fällen kann, dafür gibt er in seinen klinischen Vor
lesungen über Syphilis, Verlag von Leopold Voß 1895, ein
sehr lehrreiches Beispiel: Drei Freunde hatten am gleichen
Tage Beziehungen zu demselben Mädchen, bei der durch
Konfrontation die Syphilis konstatiert wurde. Einer von
ihnen konsultierte ihn in den ersten Tagen, 4 bis 5 Tage
nach dem Coitus, wegen einer heftigen entzündlichen Ero
sion; über die Diagnose war er noch im Zweifel, da sich
die Heilung verzögerte. Er war aber überzeugt, daß es
sich um einen Primäraffekt handelte, als drei Wochen
später der zweite junge Mann sich mit einer typischen
Sklerose vorstellte. Trotzdem hatte Nr. 1 nach zwei Jahren
noch keine Syphilis, die bei Nr. 2 ihren regelrechten Gang
nahm. Auch Nr. 3 blieb frei.
Ein Irrtum in der Diagnose ist also trotz längeren
Bestehens der Erkrankung und genauerer Beobachtung
nicht immer ausgeschlossen und gerade die erfahrensten
Syphilidologen sind in ihren Aussprüchen am vor
sichtigsten.
Nun ist aber in den Fällen, die die Anhänger der
Präventivbehandlung als besonders ausschlaggebend an
führen, "die Excision des angeblichen Primäraffektes meist
in einer Zeit nach der angenommenen Infektion ausgeführt
worden, in der die erste Inkubation (durchschnittlich
3—4 Wochen, mindestens aber 13 Tage) noch gar nicht
beendigt war, die Richtigkeit ihrer Diagnose auf Syphilis
also nur schwer zu beweisen ist. Ihr Einwurf, die wenig