Full text: Ein Fall von Melancholia gravis mit suicidalem Trieb

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alles als Traum hin, will sich nicht darauf einlassen, erklärt, 
daß sie ihn nicht erkannt habe,. 
Als der protokollierende Arzt weiteres von der Anam 
nese aufnehmen will, ruft Patientin auf einmal spontan: 
,,Warum schreiben Sie das alles auf?“ Sieht dabei unwillig 
auf das Journal, meint, ihr Ruf würde dadurch noch schlechter, 
einen liderlichen Lebenswandel habe sie nicht geführt. 
Nimmt die Finger und versucht obigen Satz mit dem Manne 
auszuwischen, sagt dann, das sei nicht nötig, daß alles 
aufgeschrieben würde, sie sei ja nicht krank. Fragt wieder 
holt nach ihren Angehörigen, ob dieselben noch hier seien. 
Meint, sie gehöre nicht hierher, da sie gesund sei, ihre 
Verwandten hätten es gut mit ihr gemeint, sie verdiene es 
aber nicht. Macht jetzt wieder einen sehr gehemmten 
Eindruck, spricht sich nicht mehr so aus, wird etwas miß 
trauisch, kann nicht einseben, warum sie hier bleiben müsse, 
versichert immer von Neuem, sie sei ja ganz gesund. Ver 
langt, man solle ihr wie den Pflegerinnen Arbeit geben, 
will sich nicht mehr untersuchen lassen, weil ihr nichts fehle, 
läßt dann schließlich doch die Untersuchung zu unter starker 
Anspannung der ganzen Rückenmuskulatur. Uber besondere 
Versündigungen sagt Patientin nichts aus, sieht in jeder 
Frage etwas Überflüssiges. 
Status: 
Patientin ist eine mittelkräftig gebaute Frau von ziem 
lich gutem Ernährungszustand. Die Muskulatur ist kräftig 
entwickelt. 
An den Unterkiefern sind bohnengroße, derbe Drüsen 
fühlbar, sonst sind am übrigen Körper nirgends Drüsen- 
schwellungeiLr nachweisbar. Keine Oedeme, keine Exan 
theme. 
Am rechten Auge eine oberflächliche, lineare Excision 
in bläulich-rötlicher Umgebung der Haut, die Weichteile 
sind leicht geschwollen. 
Schädel ist ohne Besonderheiten. Ohrläppchen nicht 
angewachsen.
	        
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