Full text: Ein Fall von multipler Sklerose mit ausgesprochenen psychischen Störungen

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allmählich, seltener plötzlich oder subacut und im weiteren Ver 
laufe neigt die Erkrankung zu Remissionen und Nachschüben. 
Was die Aetiologie anlangt, ist schon oben darauf hingewiesen 
worden, daß in letzter Hinsicht offenbar eine angeborene Dis 
position den Boden für die Erkrankung bildet. Allerdings ist 
diese Annahme in keiner Weise unbestritten. Wir finden in 
unten näher zu erörtender Weise kaum eine Schädlichkeit, die 
nicht zur Begründung der Entstehung der multiplen Sklerose 
herangezogen ist. 
Potus, Trauma, Lues, Infektionskrankheiten, Intoxikationen 
werden in vielen Fällen anamnestisch als Ursache der Erkrankung 
angegeben. „Trotzdem besonders in Rücksicht auf diese Streit 
frage die Anamnese mit möglichster Genauigkeit erhoben wurde, 
fehlen in 75 °/o der Gesamtzahl unserer Fälle jegliche Anhalts 
punkte für aetiologisch bedeutsame äußere Schädlichkeiten und 
auch in der Testierenden Minderzahl zwingende Beweise für einen 
direkten ursächlichen Zusammenhang der Erkrankung mit exogenen 
Momenten.“ (Müller, Monographie). Ebenso kommt Strümpell 
zu dem Schlüsse, daß, soweit klinische Gesichtspunkte in Betracht 
kommen, trotz exaktester Analyse der Vorgeschichte aetiologisch 
exogene Schädlichkeiten gemeinhin nicht nachzuweisen sind. 
Schwieriger ist nun allerdings die Beantwortung der Frage 
nach der Natur dieser abnormen kongenitalen Verhältnisse. 
Strümpell erklärt sich dahin, daß die multiple Sklerose durch 
Annahme einer auf angeborener abnormer Veranlagung beruhenden 
multiplen Gliose in ihrem klinischen und pathologisch-anatomischen 
Bilde sich am besten erklären ließe. Ziegler führt die primäre 
multiple Sklerose ebenfalls auf Entwicklungstörungen zurück und 
denkt an eine übermäßige Gliaanlage. Fürstner findet die Ursache 
der Erkrankung in einer Disposition des Rückenmarkes zu früh 
eintretender Invalidität. Andere Autoren vertreten dieselben An 
schauungen mit minder wichtigen Modifikationen. 
Wie verhält es sich nun im einzelnen mit den häufiger 
angeführten aetiologischen Momenten? 
Von mancher Seite finden sich Angaben über thermische 
Schädlichkeiten als nachweisbar direkt ursächliche Momente für 
das Auftreten der multiplen Sklerose. Müller glaubt nun auf 
Grund eines hohen Beweismaterials derartige Schädlichkeiten als 
Krankheitsursachen völlig ausscheiden zu können. Ebenso hält 
derselbe Autor es für ausgeschlossen, daß eine Intoxikation mit
	        
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