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bekannten Giften, namentlich Metatlsalzen eine ursächlich bedeut
same Rolle spielen, im Gegensatz zu Oppenheim und anderen.
In Ansehung dieser Verhältnisse führt obiger aus, daß man von
einem aetiologischen Moment solcher Vergiftungen nur dann reden
könne, wenn bei Individuen, die derartigen Noxen ausgesetzt
sind, die Erkrankungen mit einer sinnfällig größeren prozen-
tuarischen Häufigkeit aufträten und die multiple Sklerose mit
relativer Regelmäßigkeit auch in Kombination mit anderweitigen
Zeichen einer chronischen Metallvergiftung zur Beobachtung
gelange. Und dieser Nachweis sei bis jetzt nach überein
stimmendem Urteil vieler Autoren (Strümpell, Hoffmann) völlig
mißglückt.
In Hinsicht auf die Bedeutung der Traumen wäre zu be
merken, daß im Gegensatz zu früher zunächst die psychischen
Shocks als ursächliche Faktoren kaum mehr in Befracht kommen.
Über die Bewertung körperlicher Traumen läßt sich Müller
dahin aus;
„Mein Standpunkt läßt sich dahin präzisieren, daß das Trauma
niemals die alleinige und Grundursache der echten multiplen
Sklerose ist. Auch bei rascher Aufeinanderfolge von Ursache
und Wirkung ist es nur im Stande, bei vorhandener Veranlagung
den pathologisch-anatomischen Prozeß zur rascheren Entwicklung
zu bringen oder eine bisher latente multiple Sklerose klinisch
in die Erscheinung zu rufen.“ Dieselbe Auffassung vertritt
obiger gegenüber einer Gruppe der so häufig als aetiologische
Momente für eine multiple Sklerose zitierten akuten Infektions
krankheiten. Für die anderen Fälle, wo akute Infektionskrank
heiten die Sklerose in ihrem Gefolge gehabt haben sollen, findet
Müller die Erklärung darin, daß es sich nicht um die primäre
multiple Sklerose gehandelt habe, sondern um disseminierte
Erkrankungen des Zentralnervensystems, die in eine sekundäre
multiple Sklerose im Sinne von Schmaus und Ziegler über
gegangen wären.
In Bezug auf die Lues sind Oppenheim, Marie, Strümpell,
Hoffmann und andere zu dem Resultat gekommen, daß es gerade
diejenige Infektionskrankheit sei, die am allerwenigsten Beziehungen
zur multiplen Sklerose habe.
So ist schlechterdings jedes vordem behauptete aetiologische
Moment in seiner Bedeutung für die multiple Sklerose diskredi
tiert worden, und vorerst mit der Zurückführung der multiplen