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die narbige Verengerung ihren Sitz in der Nähe der Papilla
Vateri, so kann eine Verengerung des Ductus choledochus
und Icterus die Folge sein.
Ein anderes Moment, das wir hei Beurteilung der Prog
nose eines Duodenalgeschwüres nicht unerwähnt lassen
dürfen, ist, daß auf seiner Basis ein Carcinom entstehen
kann. Boas citiert 4 Fälle, in denen der Übergang des
Geschwüres in Carcinombildung nachgewiesen scheint. L e-
tulle fand einen Colloidkrebs, der sich in einem alten
Duodenalgeschwür entwickelt hatte.
Nach diesen Ausführungen gestatte ich mir, einen mir
von Herrn Geheimrat Prof. Dr. H e 1 f e r i c h zur Bearbeitung
gütigst überlassenen Fall von Ulcus duodeni perforatum mit
zuteilen.
Anamnese: Der 23 Jahre alte Buchbinder P. G.
aus Hamburg wollte am 5. Sept. 1905 nach einem Besuche
hier in Kiel nach Hamburg zurückreisen, als er auf dem
Wege zum Bahnhof von furchtbaren Schmerzen im Leib,
besonders in der rechten Seite, befallen wurde. Er ging
am Arm eines Freundes und eines Schutzmanns zur Polizei
behörde und wurde von dort mit dem Krankenwagen abends
gegen Vs 10 Uhr in die medizinische Klinik eingeliefert, von
wo er am folgenden Morgen zur Operation hierher gebracht
wurde.
Früher ist Patient immer gesund gewesen. Im vorigen
Herbst hatte er Magenbeschwerden, was der von ihm kon
sultierte Arzt als Anflug von Influenza bezeichnete. Vor
5—6 Jahren will er Magenkatarrh gehabt haben. Die Magen
beschwerden traten angeblich stets anfallsweise wie Krämpfe
auf und waren nicht durch Nahrungsaufnahme veranlaßt.
Vielmehr trat nach dem Essen Linderung ein. Erbrechen
war nie vorhanden, ebensowenig Aufstoßen oder Speichelfluß.
Sein Appetit war in den freien Intervallen stets gut.
Status: Nicht sehr kräftiger Mann, von schlechtem
Ernährungszustand. Blasse Gesichtsfarbe. Allgemeinzustand
sehr apathisch. Körperwärme 38,4. Puls 120. Leib gespannt.
In der ganzen rechten Abdominalgegend etwas diffuse Druck-