Bei der Behandlung von Knochenbrüchen ist es des
Arztes idealstes Ziel eine vollkommen einwandfreie Heilung
zu erzielen, die den Patienten in den Stand setzt, seine
Glieder wieder ebenso unbehindert gebrauchen zu können
wie vor der Verletzung. Wohl sind in den letzten Jahr
zehnten wie in der Medizin im allgemeinen, so auch in der
Behandlung der Frakturen sehr große Fortschritte zu ver
zeichnen. Wenn dennoch viele Brüche schlecht heilen, so
ist es nicht leicht zu entscheiden, wem die Schuld beizumessen
ist. Das Volk ist selbstverständlich gleich bei der Hand,
dem Arzt die Schuld in die Schuhe zu schieben. Und wie
oft scheitert nicht seine nach bestem Gewissen ausgeübte
Kunst an dem unzweckmäßigen Verhalten der Patienten!
Sehr zutreffend sind die Worte von Helfe rieh: „Trotz
aller Vorsicht mag es jedem Arzt begegnen, daß er einmal
mit dem Erfolg seiner Behandlung unzufrieden ist; außerdem
sorgt die Torheit und die Unfolgsamkeit der Patienten und
deren Behandlung durch Kurpfuscher dafür, daß schon de
form fixierte Frakturen zur Behandlung kommen.“ Manch
mal sind die Deformitäten so gering, daß nur eitle Personen
daran Anstoß nehmen, und die dadurch hervorgerufenen
Beschwerden fast ohne Belang. Andererseits jedoch können
durch hochgradige Deformitäten die Patienten die Gebrauchs
fähigkeit des betr. Gliedes ganz verlieren und vollständig
erwerbsunfähig werden. Dann ist es manchmal schwer,
auch nur eine leidliche Besserung zu erzielen. Ein Ver
such, den Fehler zu korrigieren, soll jedenfalls immer ge
macht werden.