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1902. Nr. 190. Wilhelm St., 3 Jahre alt, Arbeiterskind.
11. IV. 02. Anamnese: Pat. soll angeblich vor V4 Jahr vom
Stuhl gefallen sein, wobei angeblich das rechte Bein gebrochen sein soll.
Kind konnte auch vorher nicht laufen.
Status: Kleiner, für sein Alter sehr zurückgebliebener Knabe,
von kaum mittelmäßiger Ernährung. Konjunktiven und Lidränder etwas
entzündet, zahlreiche Anzeichen überstandener Rhachitis: Große Fontanelle
noch nicht vollständig knöchern geschlossen, Stirnhöcker etwas vorspringend,
beide Schlüsselbeine sehr stark gebogen, beiderseits starker Rosenkranz,
Rippenwinkel weit, untere Thoraxöffnung erweitert.
Wirbelsäule: leichte linksseitige Scoliose. Linker Oberarm bogen
förmig gekrümmt mit Konvexität nach außen, beide Unterarme im gleichen
Sinne gekrümmt.
Beide Oberschenkel sind leicht gekrümmt mit Konvexität nach vorn
außen. Linker Unterschenkel zeigt eine Einkrümmung nach hinten unter
halb der Tuberositas tibial, außerdem eine leichte seitliche Krümmung mit
Konvexität nach außen. Der rechte Unterschenkel zeigt die entsprechenden
Krümmungen, außerdem aber eine winklige Knickung in der Mitte mit
der Konvexität nach vorn.
Beiderseits etwas pes valgus. Kind kann am Stuhl anfassend stehen.
14. IV. In Chloroform - Narkose wird die Knickung des linken
Unterschenkels ausgeglichen und durch Gipsverbände fixiert.
21. IV. Verband gewechselt, Prominenz noch fühlbar. Richtung
der Tibia gut.
1. V. Gipsverband gewechselt, Stellung noch weiter verbessert.
12. V. Gipsverband abgenommen, Bein gerade. Kind soll noch
3 Wochen nicht gehen. Pat. entlassen.
1900. Nr. 1245. Heinrich K., 35 Jahre alt, Landarbeiter.
13. XII. 00. Anamnese: Pat. wurde Anfang November von einer
Kuh ans Bein geschlagen, dabei fiel er zu Boden. Die Kuh trat ihn nun
an die Malleolengegend des rechten Unterschenkels, so daß Unterschenkel
und Fuß stark anschwollen und Pat. nicht mehr gehen konnte. Br mußte
seither zu Bett liegen und auf Anraten des Arztes das Bein mit Kampher-
spiritus einreiben. Da sich die Sache nur unwesentlich besserte, kam Pat.
ins hiesige städtische Krankenhaus, von wo er in die Chirurg. Klinik
geschafft wurde.
Status: Mäßig kräftiger Mann.
Die Knöchelgegend ist sehr verbreitert, Umfang IVa cm mehr wie
links. Malleol. internus springt stark hervor. Der ganze Fuß erscheint
gegen den Unterschenkel nach auswärts verschoben und steht in pes valgus
Stellung. Handbreit oberhalb des Malleol. intern, fühlt man an der Fibula
einen Absatz; daselbst besteht Druckempfindlickeit. Bei Seitwärtsbewegung
des Fußes fühlt man ein leichtes Federn. Der Fuß selbst läßt sich gegen
den Unterschenkel rechts seitwärts verschieben. Der Malleol. intern, fühlt
sich verdickt an. Die unterste Spitze erscheint abgebrochen. Die Beweg