Krankengeschichten.
Heinrich K., Arbeiter, 22. IV. 99, fiel am 6. I. bei einem Bau in
Brunsbüttel ca. 45 Fuß hoch herab auf den Kopf. Bewußtlos ward er in
das Krankenhaus in Brunsbüttel gebracht und erwachte erst am nächsten
Tage aus der Betäubung. Br soll Blut aus Ohren und Nase verloren
haben. Im Krankenhause wurde ein Bruch der Schädelbasis und doppelter
Bruch des Unterkiefers im horizontalen und aufsteigenden Kieferast fest
gestellt. Außerdem eine Kontusion der Wirbelsäule. Verlust des Hör
vermögens links, Herabsetzung desselben rechts. Er wurde mit einer
Kautschukschiene für den Unterkiefer behandelt. Trotzdem kam es zu
keiner guten Stellung der Fragmente. Später wurde er nach Hause ent
lassen. Hier stießen sich noch mehrere Knochenstückchen vom Unterkiefer
los. Der behandelnde Arzt schickte ihn endlich, da er noch eine Ver
besserung der Stellung und zunächst die Beseitigung der Fisteln und
Sequester für möglich hielt, in die hiesige Klinik.
Status praesens: Mittelgroßer kräftiger Mann, mit etwas
leidendem Gesichtsausdruck. Am Kinn eine secernierende Fistelöffnung.
Eine Fraktur des horizontalen Unterkieferastes besteht zwischen 1. und 2.
Schneidezahn links. Fragmente sind gegeneinander verschoben, daß die
Spitze des rechten über dem linken liegt und die Schneidezahnreihe an
dieser Stelle doppelt hintereinander liegt. Das distale Ende des linken
Fragmentes ist rechts am Kinn etwas verdickt fühlbar. Die Zähne des
Ober- und Unterkiefers liegen im Bereich der linken Volarzähne aufeinander
(artikulieren), so daß dem Manne das Kauen vollkommen unmöglich ist.
Es besteht zwischen den beiden Fragmenten des Unterkiefers keine feste
Konsolidation. Der Sequester liegt in der Mundhöhle frei und ist
vollkommen gelöst. Die Wirbelsäule ist im Bereich des 3. Lumbalwirbels
auf Druck und bei Beklopfen schmerzhaft. Nervöse Störungen sind außer
Kopfschmerzen und einer nervösen Reizbarkeit nicht vorhanden.
24. IV. Entfernung des abgelösten Sequesters.
27. IV. Die Fistel am Kinn beginnt sich zu schließen. Rechtes
Ohr zeigt eine größere Perforation des Trommelfells. — Eine Operation
zwecks Korrektur der Stellung der Fragmente wird abgelehnt.
1900. Nr. 1168. Carl CI., 23 Jahre alt, Schlosser, fiel am 12. X. 00
vor dem Hafen Gleit auf dem Schiffe Real von der Verstärkung in den
Schiffsraum, was ungefähr Stubenhöhe entspricht. Wie er aufgefallen
ist, weiß er nicht mit Bestimmtheit anzugeben, doch glaubt er auf die