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und die der eigentlichen Fettkapsel, die vom Bindegewebe
durch die dünne fascia retrorenalis von Sappey und Zucker-
kandl anatomisch getrennt ist, Epinephritis zu nennen.
Diese Bezeichnungen haben sich jedoch Allgemeingültigkeit
nicht zu schaffen vermocht, weil die darunter verstandenen
Krankheitsprozesse fast immer miteinander verschmelzen und
klinisch auch in ihren Anfangsstadien kaum auseinander
gehalten werden können. Wir wollen uns daher im folgen
den dem Sprachgebrauch anschließen und allen extraperitoneal
um die Niere vorkommenden Eiterungen den Sammelnamen
Paranephritis geben.
Das uns beschäftigende Leiden wird von allen Autoren
als ein seltenes bezeichnet. Küster berechnet die Häufigkeit
der Paranephritis nach seinen eigenen Beobachtungen auf 0,02%
aller chirurgischen Erkrankungen. Es muß jedoch diese Zahl
bei Betrachtung der neuesten Litteratur als viel zu niedrig
bezeichnet werden, da mit dem Aufschwung der Nierenchirurgie
sich die Fälle auffallend vermehren. Küsters Statistik
selbst kann dafür als Exempel dienen. Nach ihr sah er im
Jahre 1895 allein 5 Paranephritiden, während sich die
4 anderen von ihm selbst beobachteten Fälle auf den Zeit
raum von 1871—94 verteilen. Auch Maaß datiert in seiner
Arbeit, der 22 Krankengeschichten beigefügt sind, 14 aus
den Jahren 1893—96 gegenüber 5 aus der Zeit von 1889—93
und 3 aus frülieren Jahren. Dieser in der jüngsten Ver
gangenheit sich steigernden Frequenz entsprechen unsere
Zahlen. Ich habe unter den im Zeitraum von 1899—1905
in der chirurgischen Klinik behandelten etwa 11000 Fällen
11 Paranephritiden (0,1%) finden können.
Von diesen 11 Fällen kommen 9 auf das männliche,
2 auf das weibliche Geschlecht. Die rechte Seite erkrankte 7,
die linke 4 mal. Der jüngste Patient war 18, der älteste
54 Jahre alt, die Mehrzahl stand im 3. und 4. Lebensjahrzehnt.
Andere Statistiken vermerken das nicht seltene Vorkommen
von Paranephritis im Kindesalter, das bei uns garnicht ver