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Operation in Chloroformnarkose: Ein lumbaler Flankenschnitt
rechts durch alle Schichten der Bauchdecke eröffnet eine mit mehr als 11
dickrahmigen gelblichen Eiter gefüllte Absceßhöhle, die hinter der Niere
gelegen, sich bis in die Höhe der VIII. Rippe erstreckt. In der Wand
der Höhle zahlreiche Buchten.
Spülung, Drainage, Tamponade, Verband.
31. VII. Temperatur normal. Glatter Verlauf.
2. VIII. Secretion aus der Wunde läßt nach. Tampon wird ent
fernt, Drains bleihen liegen.
8. VIII. Wunde verkleinert sich rasch. Nur noch 1 Drainrohr.
16. VIII. Drain wird entfernt. Gute Granulationen.
24. VIII. Pat. wird mit einem schmalen Granulationsstreifen
entlassen.
X.
Otto W., Buchdrucker, 36 Jahre alt.
Aufgenommen am 29. II. 04.
Anamnese:
Pat. will früher nie krank, insbesondere nie geschlechts- oder lungen
krank gewesen sein. Ende 1900 bekam er Stiche in der rechten Nieren
gegend, die Tag und Nacht anhielten und seinen Schlaf störten. Gleichzeitig
stellten sich Schmerzen beim Wasserlassen, häufiger Urindrang und trüber
Urin ein. Verschiedene Ärzte behandelten ihn mit Blasenspülungen, wo
durch der Urin klarer wurde. Die Schmerzen hörten jedoch nie ganz auf.
Im September 03 zeigten sich im Urin eitrige Bestandteile und die
Schmerzen in der Nierengegend wurden sehr heftig, doch blieb die Harn
entleerung ungestört. Vom 1. II. 04 an wurde Pat. in der medizinischen
Klinik mit Blasenspülungen, Creosot-Lebertran und Emser Wasser be
handelt.
Die jetzigen Beschwerden entsprechen den oben geschilderten.
Status:
Blasser, mäßig gut genährter Mann.
Herz ohne Besonderheiten.
Über den Lungen r. o. v. und h. Schallverkürzung und spärliches
Crepitieren. Es besteht Husten mit wenig schleimig-eitrigem Auswurf.
Das rechte Bein steht in Beugestellung. Beim Strecken entstehen
Schmerzen im Leib.
Urin ist sehr trübe, wird häufig gelassen. Im Sediment schleimig
gelbliche Fetzen, die aus Eiterkörperchen bestehen. Keine Tuberkelstäbchen,
wenig Epithelien. Reaction sauer. Eiweiß spurenweise.
Abdomen nicht gespannt und nicht aufgetrieben. Die rechte Seite
ist druckempfindlich. Unter dem rechten Rippenbogen hervorkommend
ist ein großer, sehr druckempfindlicher Tumor zu fühlen, der sich bis zur
Nabelhöhe erstreckt. Er steht mit der Leber, deren untere Grenze in
der Mammillarlinie am Rippenbogen verläuft, nicht in Verbindung. Druck
gegen die Lendengegend sehr schmerzhaft.