Full text: Ein Beitrag zur Kasuistik der paranephritischen Abscesse

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wird, kann es noch längere Zeit nach der Verletzung von 
Eitererregern besiedelt und so Ursache eines Abscesses werden. 
Rosenberger sah in einem Falle 17a Jahre, Halle in einem 
3 /4 Jahre, Chassaignac endlich sogar 8 Jahre nach dem Trauma 
eine Paranephritis sich entwickeln. In unserem Fall V 
scheint ein 15 Monate vor dem Auftreten der ersten Symp 
tome erlittener Fall zur Entstehung der Krankheit Ver 
anlassung gegeben zu haben. 
In einer Reihe von Fällen scheinbar idiopathischer 
Paranephritis, handelt es sich um sekundäre, von eitrigen 
Erkrankungen der Niere fortgeleitete Entzündungen, in denen 
der primäre Krankheitsherd nur vorübergehende oder gar 
keine Symptome hervorrief. Namentlich Simon und Maaß 
haben eine Anzahl von Fällen veröffentlicht, in denen ein 
erst bei der Operation oder während der Nachbehandlung 
entdeckter Absceß der Niere als Ausgangspunkt der para 
renalen Eiterung erkannt wurde. In der Anamnese zu Fall IV 
sehen wir, daß 14 Tage nach Auftreten eines Furunkels am 
Oberarm Eiweiß im Urin gefunden wurde, welcher nach 
etwa 14 Tagen wieder verschwand. Bei der Aufnahme war 
der Urin ohne pathologische Bestandteile. Es ist daher nicht 
unwahrscheinlich, daß der Fall ätiologisch zu dieser Gruppe 
gehört. 
Fassen wir das Gesagte kurz zusammen, so ergibt sich: 
die primäre Paranephritis entsteht entweder durch direkte 
Infektion bei penetrierenden Wunden oder durch metastatische 
Infektion von in der Fettkapsel liegenden Blutergüssen oder 
endlich durch fortgeleitete, unbemerkt gebliebene Nieren 
affektionen; wir ersehen hieraus, daß das Epitethon „primär“ 
heute kaum,noch berechtigt ist. Man hat die Bezeichnung 
aber für die zahlreichen Fälle beibehalten, in denen die 
Eingangspforte der Mikroorganismen, die auch bei anderen 
Infektionskrankheiten, vgl. Osteomyelitis, sich häufig der 
Beobachtung entzieht, nicht mehr nachweisbar ist. (cf. 
Fall I—V.)
	        
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