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Was die Therapie in unserem Falle anlangt, so gelang
die Reposition auf unblutigem Wege, ohne ein
Recidiv zu bekommen. Die Verhinderung eines solchen
wurde begünstigt durch die Lagerung des Patienten und
sicher nicht zum wenigsten durch die später
erfolgte Massage nach Thure Brandt, ein Ver
fahren, durch das besonders die Bauchdecken gekräftigt
werden.
Es ist wohl selbstverständlich, wenn auch im allgemeinen
wenig dauernden Erfolg versprechend, daß in allen frischen
Fällen alle unblutigen Mittel in Angriff genommen werden,
um den prolabierten Darm zu reponieren und vom Mastdarra
aus die luvagination zu lösen. In Betracht kommen hier
Wassereingießungen, Stopfungen bei Beckenhohllagerung und
Massage. Ist aber der Darm irreponibel, bestehen Erschei
nungen von Darmverschluß oder zeigt sich am vorgefallenen
Darme Gangrän, so wird heute wohl jeder Chirurg zum
Messer greifen.
M i c u 1 i c z * *) spricht sich in einer interessanten Arbeit
„über operative Behandlung des prolapsus recti et coli
invagination“ auf Grund von 7 selbst operierten und geheilten
Fällen für die vollständige Abtragung des vorgefalleneu
Darmes aus, event. könnte, falls noch keine Gangrän bestände,
nur ein kleiner Teil des Darmes vorgefallen und das Haupt
hindernis höher oben zu suchen sei, noch die Laparatomie
in Frage kommen.
Hutchinson*) hat zuerst mit Erfolg in einem
Falle von Invagination mit Prolaps die Bauchhöhle eröffnet
und von hier aus die Invagination gelöst.
Im Jahre 1892 hat Zehnder in einer wertvollen
Dissertation einen in der chirurgischen Klinik zu Zürich
von K r än lein operierten Fall von Prolaps des invaginierten
Colon compliziert mit Adenom beschrieben welcher durch
Resection des Vorfalles und Colostomie zur Heilung gebracht
*) Archiv für klin. Chir. Bd. 38, 1889.
*) Berliner klin. Wochenschrift 1872, S. 327.