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23. XI. Patient ist ohne Beschwerden und im besten
Allgemeinbefinden. Wunde vernarbt. Entlassung.
Rein zeitlich genommen, müssen wir den vorliegenden
Fall als ein Krankheitsbild auffassen, da der Mann irn
ersten Falle "nicht als vollständig geheilt, sondern zur am
bulanten Behandlung entlassen war. Gehen wir aber von
den Krankheitssymptomen aus, so haben wir zwei Krank
heitsbilder, jedes durch dasselbe agens hervorgerufen.
Während nämlich im ersten Falle das sicher schon längere
Zeit bestehende Lipom den Grund für die Invagination
abgab, kam als beschleunigendes Moment und direkte Ver
anlassung zur Umstülpung des Darmes die kurze Über
anstrengung hinzu. Jetzt, da der Darm einmal eingestülpt
war, mußte respektive konnte er den mechanischen Ver
hältnissen Rechnung tragend, tiefer treten, bis er sieh
schließlich als ein vollständiger Prolaps präsentierte.
Das zweite Krankheitshild ist als ein dem ersten analoges
aufzufasseu, nur daß wir hier die einleitenden Erscheinungen
der Invagination haben, bestehend in Schmerzen im Unter
leibe und Drängen nach unten, welche wohl auf die localen
Reize der Geschwulst zu beziehen sind. In der Anamnese
hören wir aber nichts von einem Trauma, durch das sehr
wohl möglich ein dem ersten gleiches Krankheitsbild hätte
hervorgerufen werden können. Eine gleiche Deutung der
Erscheinungen finden wir in einem vorher angeführten Falle
(F. Gro ß), wo bei der Laparotomie ein hühnereigroßes Lipom
gefunden wurde. Die bei diesem Patienten- auftretenden
Kolikschmerzen wurden auch hier erklärt durch eine be
ginnende Invagination, während beim Zurückschiehen der
Geschwulst die Invagination und damit auch die Schmerzen
gehoben wurden.
Da wir im Anfänge dieser Krankengeschichte den Fall
als besonders interessant und mitteilenswert hingestellt haben,
so geschieht dieses auch mit Recht bei Berücksichtigung der
einzelnen in Frage kommenden Momente.
Zunächst hat in unserem Falle die d urch
das Lipom hervorgerüfene Invagination zu
einem Prolaps geführt.