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beschreibenden Krankheitsbilde noch mehrere interessante
Momente hinzu, die es in ihrer Gesamtheit wohl als in der
Litteratur einzig dastehen lassen.
Patient, K., Helmuth, 53 Jahre alt, Eisendreher.
Anamnese: Patient giebt an, bisher gesund gewesen
zu sein, insbesondere keine Störungen von seiten des Magen-
und Darmkanales und keine Veränderungen am Mastdarm
und After gehabt zu haben. Vormittags 11h, am Tage der
Aufnahme, hatte Patient eine mittelschwere Last zu heben,
dabei bekam er reißende Schmerzen im ünterleibe, gleich
darauf heftigen Stuhldrang. Als er diesen befriedigen wollte,
quoll unter heftigen Schmerzen eine große, stark blutende
Geschwulst aus dem After heraus. Nach Anlegen eines
Schutzverbandes wird Patient sogleich in die hiesige Klinik
gebracht.
Status am 5. Oktober 1905.
Gesund aussehender, mittelkräftiger Mann. Sichtlich
heftige Schmerzen. Leib nicht aufgetrieben, keine nennens
werte Druckempfindlichkeit. Vor der Analöffnung liegt eine
gut doppelt faustgroße, tiefblaurote Geschwulst, an der Ober
fläche von einer gelockerten hie und da eingerissenen, stark
blutenden Schleimhaut bedeckt. Die Geschwulst hat eine
längliche, S förmige Gestalt. Die Concavität steht nach
vorn, hier befindet sich die längliche Eintrittsöffnung in den
Darm. Sphincter externus bis 5-Markstückgröße gedehnt.
Es konnte keinem Zweifel unterliegen, daß wir es mit einem
durch das rectum prolabierten invaginierteu Darmstück zu
tun hatten. Um zu konstatieren, um welchen Abschnitt
des Darmes es sich handelte, verfolgte man das hervor
ragende Stück mit dem in den Mastdarrn eingeführten
Finger, indem man zwischen sphincter und der Geschwulst
eindrang; die Umschlagsfalte war nicht zu erreichen. In
diesem Falle handelte es sich also nicht um einen einfachen
prolapsus ani oder recti.
Diagnose: Prolapsus coli invaginati.
Operation: Sofort nach Einlieferung in die Klinik
und gesicherter Diagnose (4*/a h nachmittags) in tiefer Chloro-
form-Narcose Reposition des invaginierteu prolabierten Darm-