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einigermaßen genaue Resultate nur erzielt werden können 1) bei
größter Sorgfalt der Messung, 2) nach großer Übung, 3) unter den
günstigen Verhältnissen einer Klinik und 4) durch mehrere Nach
messungen. Und auch dann sind die Resultate der Messung nur
relativ befriedigende. Damit rückt meines Erachtens auch diese Me
thode in die Reihe der zahlreichen, theoretisch geistvoll erdachten Me
thoden, welche bisher an Hindernissen rein äußerlicher Natur geschei
tert sind.
Wenn ich von nun an den Veröffentlichungen über instrumentelle
Beckenmessung fast immer einfach chronologisch folge, so kann ich
das um so leichter, da zwischen den einzelnen Arbeiten fast nie ein
innerer Zusammenhang besteht, so daß keine unnötigen Wiederholungen
möglich sind.
Im Jahre 1889 veröffentlichte Roth(6) in einer Schrift eine Me
thode den queren Durchmesser des Beckeneinganges aus der Conju-
gata diagonalis zu berechnen. Er glaubt nachgewiesen zu haben, daß
einmal zwischen der Conjugata diagonalis und dem Beckenumfang und
dann zwischen diesem und dem queren Durchmesser ein ganz kon
stantes zahlenmäßiges Verhältnis bestehe. Der Beckeneingang messe
im Umfang genau so viel wie ein Kreis, dessen Durchmesser die Dia
gonalis sei. Durch exakte mathematische Berechnung findet der Autor
noch unter Anwendung geeigneter Abzüge die Transversa für alle ver
schiedenen Formen von Beckenanomalien. Gestände man auch die
Konstanz des Verhältnisses der angegebenen Größen zu, so ergeben sich
wegen der Unsicherheit der Diagonalismessung an der Lebenden und
wegen der Willkür der Abzüge Fehlerquellen, welche durch die mehr
fachen Multiplikationen um ein mehrfaches erhöht werden müssen.
Vielleicht ist ja auch die Konstanz der genannten Verhältnisse keine
größere als die des Verhältnisses der Conjugata externa zur interna
(Baudelocque).
Im Jahre 1902 gab Brom(7) ein Verfahren an mit den Fingern
intra partum wie mit einem Instrumente die Conjugata obstetrica zu
messen. Zwei in die Vagina eingeführte Finger sollten Promontorium
und hintere Symphysenwand berühren und in dieser Stellung heraus
gezogen werden; die Entfernung der Fingerspitzen gäbe die Conjugata
obstetrica an. Die Methode, deren Unsicherheit klar zutage liegt, hat
anscheinend keine Nachahmung gefunden.
Aus dem Jahre 1894 liegt nur eine kurze Mitteilung vor über
einen von Braun v. Fernwald(4) angegebenen Beckenmesser, der
nach dem Prinzipe der Bellocque’schen Röhre konstruiert ist. Der
Autor hat ihn in der gynäkologischen Sektion der 66. Versammlung
deutscher Naturforscher und Arzte in Wien demonstriert. Genauere
Angaben über das Instrument habe ich leider nirgends finden können.
Große Fortschritte auf dem Gebiete der Beckenmessung erwartete
man von der Anwendung der X-Strahlen. Doch scheint die Verwert
barkeit derselben für die Beckenmessung mit den allgemeinen Fort
schritten der Radiographie nicht gleichen Schritt gehalten zu haben.