Full text: Die instrumentelle Beckenmessung seit dem Jahre 1886 und eine Vereinfachung der v. Bylicki'schen Beckenmeßmethode

Seit der sehr ausführlichen, ausgezeichneten Arbeit von Skutsch 
über die »Beckenmessung an der lebenden Frau«, welche im Jahre 
1886 erschienen ist, sind bis zum Jahre 1902 nur verhältnismäßig 
wenige Veröffentlichungen über neue Beckenmeßverfahren erschienen. 
Seit dem Jahre 1902 mehren sich die Versuche, auf dem Gebiete der 
instrumenteilen Beckenmessung Fortschritte zu machen, erheblich. Die 
Mehrzahl der seit der Arbeit von Skutsch veröffentlichten Methoden 
ist jedoch nicht originell, sondern führt nur den einen oder anderen 
alten Gedanken in dieser oder jener Weise aus. 
Am Ende seines Buches(l) hat Skutsch einige eigene fein er 
dachte Beckenmeßapparate angegeben; und ein großer Teil der bis 
zum Jahre 1902 erschienenen Veröffentlichungen über Beckenmessung 
beziehen sich auf diese. Entweder handelt es sich um Verbesserungen 
der Apparate oder Urteile von Autoren, welche dieselben erprobt 
haben. Deshalb will ich, um unnötige Wiederholungen zu vermeiden, 
die Arbeiten, welche sich mit den Skutsch’schen Apparaten befassen, 
ohne Rücksicht auf die zeitliche Reihenfolge zusammenfassen. Es sei 
mir zunächst gestattet die Prinzipien der genannten Apparate kurz 
darzulegen. 
Das Prinzip des ersten derselben ist folgendes: In der Ebene der 
Spinae iliacae anteriores superiores und der Symphyse wird mittels 
eines Leibgurtes ein gut sitzendes Schultze’sches Brett befestigt. 
Uber dem Introitus vaginae ist auf dem ersteren ein zweites, kleineres, 
abnehmbares Brettchen angebracht. Auf diesem können durch be 
sondere exakte Vorrichtungen in verschiedener Stellung zwei biegsame 
dünne Bleistäbe fixiert werden, wie sie in der Geschichte der Becken 
messung zuerst von Freund angewandt sind. Nahe ihrem freien Ende 
tragen diese kleine für die Fingerbeere des Zeigefinger passende Finger 
hütchen. 
Zunächst wird ein Bleistäbchen an dem Brettchen befestigt und 
sein freies Ende mittels des leitenden Fingers per vaginam z. B. an 
das Promontorium geführt. Die außen bleibende Hand formt dabei 
den Bleistab in geeigneter Weise. Dann wird derselbe aus seiner Be 
festigung an dem Brettchen vorsichtig gelöst, wobei er ziemlich genau 
die Stellung bewahrt, welche er im Becken einnahm. Genau so ver 
fährt man mit dem zweiten Bleistabe, nachdem man dessen freies Ende 
an den vorspringendsten Punkt an der hinteren Seite der Symphyse 
geführt hatte. Dann löst man das kleine Brettchen ab und befestigt 
die geformten Bleistäbe in der alten Stellung daran. Wenn alles 
exakt ausgeführt ist, so zeigen sie nun die Stellung wieder an,
	        
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