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vorsichtig den Urethralwulst beiseite und bringen das hintere Ende
des Stabes an seinen Meßpunkt am Symphysenknorpel. Dann gehen
die Finger an das vordere Ende, während die linke Hand durch
leichten Zug am Griffe das hintere Ende in seiner Stellung • festhält,
und geleiten dieses ans Promontorium. Man schützt so das mehr oder
weniger stark gespannte hintere Scheidengewölbe sicher vor der Per
foration und erhält zugleich einen sicheren Eindruck, um wieviel der
eingeführte Stab zu klein ist. Dann wird der erste Stab durch einen
passenderen ersetzt, und nicht selten gelingt es schon beim zweiten
Male, sonst beim dritten oder vierten Male, das richtige Maß zu
treffen. Wir üben dabei nicht mehr das von Gauss vorgeschlagene
»artilleristische Sicheinschießen«, d. h. daß man nach dem erst einge
führten, etwas zu kleinen Stabe zunächst einen sicher etwas zu großen
einlegt, und so allmählich das richtige Maß findet. Man belästigt
durch das Einführen eines auch nur wenig zu großen Meßstabes die
Untersuchte unnötigerweise mehr, als wenn man langsam von dem zu
kleinen zu dem richtigen Stabe steigt. Bevor man den passenden
Stab herausnimmt, überzeugt man sich noch schnell durch die einge
führten Finger, ob das Ende am Symphysenknorpel noch gut sitzt, und
entfernt erst dann den Meßstab.
Ein Vorzug dieser Methode vor manchen anderen ist es auch,
daß sie ohne jede Assistenz ausgeführt werden kann, und daß ihre
Resultate nicht dadurch gestört werden, wenn sich die Frau bei der
Messung einmal bewegt. Auch ist es von Wert, daß die Unter
suchung sehr schnell vor sich geht, und daß sie nicht wiederholt zu
werden braucht. Kleine Abschürfungen der Schleimhäute mit geringen
Blutungen haben wir trotz aller Vorsicht einigemal gesehen. Sonst
haben wir nichts Nachteiliges bei jenem Verfahren gesehen.
Bei den exakten Resultaten derselben ist seine Bedeutung für die
Beurteilung der Walcher’schen Hängelage hoch anzuschlagen.
Gauss veröffentlicht 14 Beobachtungen an der lebenden Frau. Er
fand als maximale Differenz der Conjugata obstetrica bei Steinschnitt
oder Hängelage 1,75 cm, als Durchschnittsdifferenz 1,02 cm. Gauss
kündet eine ausführlichere Veröffentlichung über diese wichtige Frage
in seiner Arbeit an.
Allen 1 denen, welche sich mit der v. Bylicki’schen Beckenmeß
methode eingehender beschäftigt haben, wird es sicher wünschenswert
erscheinen, daß dieselbe wegen ihrer Exaktheit und Einfachheit der
Ausführung in die breite geburtshilfliche Praxis Eingang zu finden
vermöchte. Es stände dem auch nichts im Wege, wenn nicht bisher
ein so großes, voluminöses Instrumentarium, wie das von v. Bylicki an
gegebene und von Gauss modifizierte, dazu nötig wäre. Diesen Nach-
i Von dieser Stelle ab ist die Arbeit auch im Zentralblatt für Gynäkologie
1906, Nr. 22, erschienen.