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v. Bylicki seit 9 Monaten an der hiesigen Frauenklinik in etwa
12 Fällen angewandt worden. Leider war ich nicht in der Lage ähn
liche Kontrollmessungen wie die von Gauss vorzunehmen. Vielleicht
bedarf aber die Exaktheit der Methode nach den Gauss’sehen Re
sultaten nicht mehr der Bestätigung. Unsere Erfahrungen erstrecken
sich daher im wesentlichen auf die Frage der Einfachheit und prak
tischen Brauchbarkeit. Hinsichtlich dieser hat mir Herr Geh.-Rat
Werth in dankenswerterweise gestattet mitzuteilen, daß er mit der
Methode von v. Bylicki völlig zufrieden ist.
Was die Spannung der Vagina anbelangt, so können wir in völ
liger Übereinstimmung mit Gauss mitteilen, daß dieselbe nur selten
Hindernisse bereitet, natürlich um so weniger, je näher die Geburt, je
häufiger die Untersuchte geboren hat und je mehr die Conjugata ob-
stetrica verkürzt ist.
Damit hängt natürlich die Frage der Schmerzhaftigkeit eng zu
sammen. Ganz ohne Beschwerden geht es auch bei günstigen Ver
hältnissen nicht ab, allein schon deswegen, weil man zur besseren
Fixierung der Meßpunkte die Enden des Instrumentes ziemlich fest
andrücken muß. Jedoch mißlang uns die Messung ohne Narkose aus
jenem Grunde nur einmal bei einer sehr empfindlichen Primipara mit
verhältnismäßig engen Genitalien und nur wenig verkürzter Conjugata.
Bei den anderen Untersuchten gelang die Messung ohne Narkose bei
schonendem Vorgehen leicht und schnell. Jedenfalls schien uns die
Belästigung der Untersuchten nicht im Verhältnis zu stehen zu der
Exaktheit und Leichtigkeit der Methode. In Notfällen, bei ganz engen
Genitalien oder großer Hyperästhesie steht einem ja immer die Nar
kose zur Verfügung.
In der Narkose gestaltete sich die Messung außerordentlich leicht.
In einem Fall, in dem der Symphysenknorpel an seiner hinteren Seite
schätzungsweise 6—7 mm vorsprang, konnte man sehr schön beob
achten, wie am hinteren Ende des Instrumentes die Rille den Vor
sprung sicher faßte. Wenn man die Meßpunkte gut fixierte, hatte
man auch deutlich das subjektive Gefühl, daß der Meßstab genau die
Lage der Conjugata einnahm, und daß nichts da war, was die Rich
tigkeit der Resultate stören könnte. Wenn der Kopf des Kindes schon
lose im Beckeneingange stand, so störte auch das nicht, da es den
beiden mit dem Instrument eingeführten Fingern stets gelang, ihn
ohne Mühe hinaufzudrängen und das Instrument an seinen richtigen
Ort zu bringen.
Hinsichtlich der Handhabung des Verfahrens folgen wir im ganzen
dem Vorgänge von Gauss. Nachdem wir uns durch eine eingehende
Austastung des Beckens über dessen Natur im allgemeinen unterrichtet
haben, bestimmen wir, nicht instrumentell, wie v. Bylicki vorschlägt,
sondern nach der üblichen manuellen Methode zunächst annähernd die
Conjugata diagonalis. Dann führen wir unter der Leitung zweier
Finger der rechten Hand einen möglichst passenden, aber sicher etwas
zu kleinen Stab ein. Die mit eingeführten Finger schieben zunächst