Full text: Die instrumentelle Beckenmessung seit dem Jahre 1886 und eine Vereinfachung der v. Bylicki'schen Beckenmeßmethode

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v. Bylicki seit 9 Monaten an der hiesigen Frauenklinik in etwa 
12 Fällen angewandt worden. Leider war ich nicht in der Lage ähn 
liche Kontrollmessungen wie die von Gauss vorzunehmen. Vielleicht 
bedarf aber die Exaktheit der Methode nach den Gauss’sehen Re 
sultaten nicht mehr der Bestätigung. Unsere Erfahrungen erstrecken 
sich daher im wesentlichen auf die Frage der Einfachheit und prak 
tischen Brauchbarkeit. Hinsichtlich dieser hat mir Herr Geh.-Rat 
Werth in dankenswerterweise gestattet mitzuteilen, daß er mit der 
Methode von v. Bylicki völlig zufrieden ist. 
Was die Spannung der Vagina anbelangt, so können wir in völ 
liger Übereinstimmung mit Gauss mitteilen, daß dieselbe nur selten 
Hindernisse bereitet, natürlich um so weniger, je näher die Geburt, je 
häufiger die Untersuchte geboren hat und je mehr die Conjugata ob- 
stetrica verkürzt ist. 
Damit hängt natürlich die Frage der Schmerzhaftigkeit eng zu 
sammen. Ganz ohne Beschwerden geht es auch bei günstigen Ver 
hältnissen nicht ab, allein schon deswegen, weil man zur besseren 
Fixierung der Meßpunkte die Enden des Instrumentes ziemlich fest 
andrücken muß. Jedoch mißlang uns die Messung ohne Narkose aus 
jenem Grunde nur einmal bei einer sehr empfindlichen Primipara mit 
verhältnismäßig engen Genitalien und nur wenig verkürzter Conjugata. 
Bei den anderen Untersuchten gelang die Messung ohne Narkose bei 
schonendem Vorgehen leicht und schnell. Jedenfalls schien uns die 
Belästigung der Untersuchten nicht im Verhältnis zu stehen zu der 
Exaktheit und Leichtigkeit der Methode. In Notfällen, bei ganz engen 
Genitalien oder großer Hyperästhesie steht einem ja immer die Nar 
kose zur Verfügung. 
In der Narkose gestaltete sich die Messung außerordentlich leicht. 
In einem Fall, in dem der Symphysenknorpel an seiner hinteren Seite 
schätzungsweise 6—7 mm vorsprang, konnte man sehr schön beob 
achten, wie am hinteren Ende des Instrumentes die Rille den Vor 
sprung sicher faßte. Wenn man die Meßpunkte gut fixierte, hatte 
man auch deutlich das subjektive Gefühl, daß der Meßstab genau die 
Lage der Conjugata einnahm, und daß nichts da war, was die Rich 
tigkeit der Resultate stören könnte. Wenn der Kopf des Kindes schon 
lose im Beckeneingange stand, so störte auch das nicht, da es den 
beiden mit dem Instrument eingeführten Fingern stets gelang, ihn 
ohne Mühe hinaufzudrängen und das Instrument an seinen richtigen 
Ort zu bringen. 
Hinsichtlich der Handhabung des Verfahrens folgen wir im ganzen 
dem Vorgänge von Gauss. Nachdem wir uns durch eine eingehende 
Austastung des Beckens über dessen Natur im allgemeinen unterrichtet 
haben, bestimmen wir, nicht instrumentell, wie v. Bylicki vorschlägt, 
sondern nach der üblichen manuellen Methode zunächst annähernd die 
Conjugata diagonalis. Dann führen wir unter der Leitung zweier 
Finger der rechten Hand einen möglichst passenden, aber sicher etwas 
zu kleinen Stab ein. Die mit eingeführten Finger schieben zunächst
	        
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