Full text: Die instrumentelle Beckenmessung seit dem Jahre 1886 und eine Vereinfachung der v. Bylicki'schen Beckenmeßmethode

14 
zu fixieren. Besonders schwer dürfte das sein, wenn an der hinteren 
Wand der Schamfuge ein stärkerer Knorpelwulst vorspringt, an dem 
angesetzte Instrumente sehr leicht abgleiten, wenn sie nicht gut fest 
gehalten werden. Der Autor lobt allerdings die Leichtigkeit der Me 
thode, welche er an über 20 Graviden erprobt hat. Auch hier bleibt 
abzuwarten, ob Solowij mehr Glück haben wird als seine Vorgänger. 
Das von Bylicki (19) im Jahre 1904 angegebene Verfahren be 
ruht auf dem einfachen Gedanken, ähnlich wie Ahlfeld verschieden 
lange Holzstäbe von den Bauchdecken aus zwischen Promontorium 
und Symphyse einlegte, von der Vagina aus verschieden lange Me 
tallstäbe zwischen die gleichen Punkte einzupassen, also die Con- 
jugata obstetrica auf die direkteste Weise gemessen. Er gebraucht zu 
seiner Messung einen ganzen Satz von Stäben, welche er hajonettartig 
an einfachen Griffen angebracht hat. Durch diese Anordnung wird 
es in einfacher Weise ermöglicht, den unteren Band der Schamfuge 
zu umgehen und die Stäbe in die gewünschte Lage zu bringen (s. auch 
Fig. 4). 
Das Verfahren ist kurz so, daß der Untersucher zunächst mit 
einem umgekehrt eingelegten, sicher zu langen Meßstabe ungefähr die 
Conjugata diagonalis mißt und nach dem üblichen Abzüge von 2 cm 
zunächst nur annähernd die Vera bestimmt. Dann wird ein sicher 
etwas zu kleiner Stab zwischen Promontorium und Symphyse einge 
legt und dann durch Ausprobieren leicht und schnell der passende 
Meßstab gefunden. 
Auch dieses Prinzip ist nicht ganz neu. Ein Bylicki'scher Meß 
stab hat entschieden große Ähnlichkeit mit dem Instrumente von 
Simeon, nur daß bei diesem statt eines festen Stabes eine Schnur 
die Conjugata mißt. Der Vorteil eines festen Stabes vor einer Schnur 
liegt auf der Hand. Eine Schnur kann durch die elastischen Weich 
teile leicht von ihrer geraden Bichtung ahge drängt werden und ein 
falsches Maß angeben, ein Metallstab muß, wenn es gelingt die Meß 
punkte gut zu fixieren, die Länge der Conjugata obstetrica genau an 
geben. 
Besser jedoch als alle theoretischen Überlegungen sprechen für 
die genannte Methode die günstigen Erfahrungen, welche Gauss (20) 
bei zahlreichen exakten Untersuchungen mit derselben machte, und 
welche er 1905 in einer ausgezeichneten Arbeit veröffentlichte. Er 
übte, um bei seihen Versuchen einwandfreie Besultate zu erhalten, 
genaue Kontrolle entweder dadurch, daß er wiederholte Male an ver 
schiedenen Tagen die gleichen Beckenmaße und die gefundenen Maße 
miteinander verglich, oder dadurch, daß er dieselben Becken von 
mehreren Untersuchern messen ließ und die dann gefundenen Werte 
miteinander verglich. So erprobte er die Methode zunächst an meh 
reren skelettierten Becken unter dem Tuch und nachdem die Besultate 
günstig ausgefallen waren, an lebenden Frauen, zumeist Graviden. 
Zu erwähnen ist noch, daß zwischen den einzelnen Stäben Bylicki’s 
immer eine Längendifferenz von 5 mm bestand, wodurch natürlich die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.