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zu fixieren. Besonders schwer dürfte das sein, wenn an der hinteren
Wand der Schamfuge ein stärkerer Knorpelwulst vorspringt, an dem
angesetzte Instrumente sehr leicht abgleiten, wenn sie nicht gut fest
gehalten werden. Der Autor lobt allerdings die Leichtigkeit der Me
thode, welche er an über 20 Graviden erprobt hat. Auch hier bleibt
abzuwarten, ob Solowij mehr Glück haben wird als seine Vorgänger.
Das von Bylicki (19) im Jahre 1904 angegebene Verfahren be
ruht auf dem einfachen Gedanken, ähnlich wie Ahlfeld verschieden
lange Holzstäbe von den Bauchdecken aus zwischen Promontorium
und Symphyse einlegte, von der Vagina aus verschieden lange Me
tallstäbe zwischen die gleichen Punkte einzupassen, also die Con-
jugata obstetrica auf die direkteste Weise gemessen. Er gebraucht zu
seiner Messung einen ganzen Satz von Stäben, welche er hajonettartig
an einfachen Griffen angebracht hat. Durch diese Anordnung wird
es in einfacher Weise ermöglicht, den unteren Band der Schamfuge
zu umgehen und die Stäbe in die gewünschte Lage zu bringen (s. auch
Fig. 4).
Das Verfahren ist kurz so, daß der Untersucher zunächst mit
einem umgekehrt eingelegten, sicher zu langen Meßstabe ungefähr die
Conjugata diagonalis mißt und nach dem üblichen Abzüge von 2 cm
zunächst nur annähernd die Vera bestimmt. Dann wird ein sicher
etwas zu kleiner Stab zwischen Promontorium und Symphyse einge
legt und dann durch Ausprobieren leicht und schnell der passende
Meßstab gefunden.
Auch dieses Prinzip ist nicht ganz neu. Ein Bylicki'scher Meß
stab hat entschieden große Ähnlichkeit mit dem Instrumente von
Simeon, nur daß bei diesem statt eines festen Stabes eine Schnur
die Conjugata mißt. Der Vorteil eines festen Stabes vor einer Schnur
liegt auf der Hand. Eine Schnur kann durch die elastischen Weich
teile leicht von ihrer geraden Bichtung ahge drängt werden und ein
falsches Maß angeben, ein Metallstab muß, wenn es gelingt die Meß
punkte gut zu fixieren, die Länge der Conjugata obstetrica genau an
geben.
Besser jedoch als alle theoretischen Überlegungen sprechen für
die genannte Methode die günstigen Erfahrungen, welche Gauss (20)
bei zahlreichen exakten Untersuchungen mit derselben machte, und
welche er 1905 in einer ausgezeichneten Arbeit veröffentlichte. Er
übte, um bei seihen Versuchen einwandfreie Besultate zu erhalten,
genaue Kontrolle entweder dadurch, daß er wiederholte Male an ver
schiedenen Tagen die gleichen Beckenmaße und die gefundenen Maße
miteinander verglich, oder dadurch, daß er dieselben Becken von
mehreren Untersuchern messen ließ und die dann gefundenen Werte
miteinander verglich. So erprobte er die Methode zunächst an meh
reren skelettierten Becken unter dem Tuch und nachdem die Besultate
günstig ausgefallen waren, an lebenden Frauen, zumeist Graviden.
Zu erwähnen ist noch, daß zwischen den einzelnen Stäben Bylicki’s
immer eine Längendifferenz von 5 mm bestand, wodurch natürlich die