Full text: Die instrumentelle Beckenmessung seit dem Jahre 1886 und eine Vereinfachung der v. Bylicki'schen Beckenmeßmethode

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Frau zwischen den einzelnen Messungen gar nicht bewegt worden sei. 
Wegen dieses Punktes fällt die Beurteilung der Brauchbarkeit der 
Methode mit der der nächstfolgenden zusammen. 
Ein neues Prinzip in die Beckenmessung brachten Neu mann 
und Ehrenfest (3) im Jahre 1900, das Prinzip der Parallelverschie 
bung. Sie gingen von folgendem mathematischen Grundsatz aus: zieht 
man parallel zu einer geraden Linie eine andere genau so lange Linie, 
so sind die Abstände je zweier sich entsprechender Endpunkte der 
beiden Linien einander gleich. Mit einem von den genannten Autoren 
konstruierten Instrumente, welches sie Pelvigraph genannt haben, 
projiziert man die Endpunkte der zu messenden Beckendurchmesser, 
z. B. des geraden Durchmessers, auf eine am unteren Ende des Unter 
suchungstisches vertikal angebrachte Zeichentafel. Die Frau muß 
dabei ganz genau mit ihrer Längsachse in der Längsachse des Tisches 
liegen und darf, um die Exaktheit der Messung nicht illusorisch zu 
machen, sich während der Untersuchung gar nicht bewegen. Das eine 
Ende des Instrumentes wird per vaginam an die zu bestimmenden 
Punkte geführt, das andere Ende trägt einen Zeichenstift und kurz 
davor eine Wasserwage. Beide Teile des Instrumentes sind in der 
Mitte durch feststellbare Gelenke miteinander verbunden. Während 
in der Vagina das eine Ende von dem einen Meßpunkte zum anderen 
geführt wird, kann durch die angebrachte Wasserwage kontrolliert 
werden, daß das ganze Instrument parallel seiner ersten Haltung 
verschoben wird. Der Schreibstift am äußeren Ende des Instrumentes 
notiert dann auf der vertikalen Tafel genau das Maß der Verschiebung. 
So kann man alle Durchmesser der Becken und alle Punkte auf 
denselben auf die Tafel herausprojizieren, durch entsprechende Lage 
rung der Frau auch die queren Durchmesser, und sich so ein an 
schauliches Bild vom Inneren des Beckens entwerfen. Um dabei 
unnötige Spannung der Weichteile zu vermeiden, kann das innere 
stabförmige Ende durch verschiedene, zweckmäßig geformte, gleich 
lange Stäbe ersetzt werden. 
Es ist nicht zu bezweifeln, daß unter den günstigen Verhältnissen 
einer Klinik mit den beiden letzteren Methoden gute Erfolge erzielt 
werden können. Bedingung dafür sind aber präzise Ausführung der 
nicht sehr einfachen Instrumente, große Übung in seiner Handhabung, 
bei der letzten Methode auch geschickte Assistenz und genaue Ausrich 
tung der Frau und der Tafel, und bei beiden absolute Ruhelage der Frau. 
Besonders letzteres dürfte nicht leicht zu erreichen sein; schon bei der 
schonendsten Untersuchung der Conjugata diagonalis mit der Hand sind 
manche Frauen recht ungebärdig. Die Exaktheit der Methoden, »welche 
dem Prinzipe nach mit mathematischer Genauigkeit arbeiten«, hängt doch 
von zu vielen Dingen ab, als daß man ihnen rückhaltlos trauen dürfte. 
Auch hier fehlen statistische Angaben, welche die Empfehlung der 
Methoden unterstützen könnten. In der Literatur fehlen Angaben, daß 
sich diese Verfahren an anderen Kliniken eingebürgert haben. Vor 
dem Skutsch’schen Verfahren dürften sie kaum einen Vorzug haben.
	        
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