Full text: Die instrumentelle Beckenmessung seit dem Jahre 1886 und eine Vereinfachung der v. Bylicki'schen Beckenmeßmethode

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lehrt die ganze Geschichte der Beckenmessung, daß da, wo die Be 
rechnung anfängt, die Exaktheit aufhört. Das gleiche gilt von der 
genauen Einstellung des gezackten Rahmens von Fahre, der durch 
seine auf der photographischen Platte mit erscheinende Zacken eine 
leichtere Orientierung auf dem Radiogramme gestattet. 
Ferner gestattet, wie deutlich aus den Bildern Worms er’s zu 
ersehen ist, die Dicke der Weichteile nur hei mageren Individuen 
einigermaßen genaue Aufnahmen, und auch dieses nur post partum 
oder im Anfänge der Gravidität, also nur zu Zeiten, in denen die 
Frauen gewöhnlich nicht den Geburtshelfer aufsuchen. 
Praktische Erfolge dürfte die Radiographie daher wohl nur in 
wenigen besonders günstigen Fällen für die Beckenmessung zeitigen, 
^ es sei denn, daß das ganze Verfahren Vervollkommnungen erfährt, 
wie wir sie jetzt noch nicht ahnen. Jedenfalls erscheint die Äußerung 
Wormser’s aus dem Jahre 1900 als verfrüht, daß »die Radiographie 
eine genaue Beckenmessung ermögliche«. 
An das schon von Skutsch beschriebene Meßverfahren von 
Küstner schließt sich in der Idee ein im Jahre 1899 von Bayer 
angegebenes Verfahren an. Dieser Autor benutzt eine starke Stahl 
sonde, die an ihrer Spitze in einem kurzen, biegsamen Kupferfortsatz 
endigt. Die Sonde ist an einem soliden Dreifuße so angebracht, daß 
sie sich in Gelenken nach den verschiedensten Richtungen bewegen, 
durch Schrauben aber feststellen läßt. Nachdem die Frau auf einem 
Lager, welches eine gute Ruhigstellung des Beckens und der Beine 
gestatten soll, gelagert ist, wird der Sondenknopf unter sicherer Leitung 
eines mit eingeführten Fingers nach Lockerung aller Schrauben in die 
Vagina eingeführt und an einen der zu bestimmenden Punkte des 
Beckens geführt. Dann werden alle Gelenke durch die Schrauben 
festgestellt und die Stellung des Fußes auf einem vor der Vagina 
befindlichen genau karrierten Tischchen bestimmt. Darauf wird der 
ganze Apparat auf eine Tafel gestellt, welche genau so karriert ist wie 
das Tischchen. Die Spitze der Sonde ist dann zu der zweiten Tafel 
genau so orientiert wie zu dem Tischchen. Man kann also durch 
direkte Messung mit einem Zentimeterstahe die Stellung des Sonden 
endes zu der Tafel genau bestimmen, und damit die x-, y- und z-Ko- 
< Ordinate desselben finden. 
In der gleichen Weise bestimmt man jeden anderen Punkt im 
Becken und ermittelt auf der zweiten Tafel die zugehörigen Koordinaten. 
Hat man so für alle gewünschten Punkte die drei Koordinaten 
bestimmt, so findet man durch trigonometrische Berechnung deren 
gegenseitige Entfernungen. 
Da man sich auf diese Weise über das Innere des ganzen kleinen 
Beckens orientieren kann, so soll die Methode besonderen Wert für 
Unterrichtszwecke haben. 
Der Autor gibt selbst zu, daß das Verfahren wegen seiner Um 
ständlichkeit nur für Kliniken von Bedeutung sein könne, und daß 
die Ergebnisse nur dann richtig sein könnten, wenn das Becken der
	        
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