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Patient hat keine Ausdauer beim Arbeiten. Beim Lesen
tun ihm sehr bald die Augen weh. Er schläft sehr unruhig
und wacht sehr früh mit dumpfem Gefühl im Kopf auf. Diese
innere Unruhe nimmt im Laufe des Tages wieder ab. Hier
auf zurückzuführen ist wohl der anfangs sehr hohe Blutdruck.
Um 7,15 h. p. m. fühlt sich Patient viel wohlor und freier.
Auch hier sehen wir nach der Aufnahme von Nahrung den
Blutdruck sinken.
Wie kommt dies zustande?
Zunächst ist daran zu denken, dass während der Resorption
die Gefässe des Splanchnicusgebieles mit Blut überfüllt sind.
Um dies zu ermöglichen, muss die Gefässinnorvation in einer
für uns noch unbekannten Weise umgeändert sein. Nach
0. Müller’s Untersuchungen erweitert der Wärmereiz von
innen, der hier durch die Resorption entsteht, die Gefässe
der Eingeweide und verengert die Gefässe der Peripherie.
Diese Verengerung ist wohl mehr eine Anpassung an den
verminderten Blutgehalt und braucht daher keineswegs eine
Blutdrucksteigerung hervorzurufeu. So haben wir bei Äorten-
insufficienz, wo das Gefässystom durch Kontraction mög
lichst viel vom Schlagvolumen festzuhalten sucht, einen hohen
Blutdruck. Hier aber spricht schon das Kleinerwerden des
diastolischen Blutdruckes für eine verminderte Füllung in
einem Teil der Gefässe. Vielleicht könnte auch durch die
Aufnahme der Speisen die Viskosität des Blutes und damit
der Blutdruck in gewisser Weise abgeändert sein. Jedoch
scheint mir dies hier weniger in Betracht zu kommen.
Nach Zadek unterscheiden wir folgende Blutdruck
schwankungen :
1. physiologische,
2. pathologische und
3. artilicielle, besonders nach Einwirkung von Medika
menten.
Zu den physiologischen rechne ich die während des
Schlafes und der Ruhe, während der Bewegung und der
Arbeit, während der Mahlzeit und beim Baden.