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Knochen ist rings um die Höhle in einer Dicke von einem
bis mehreren Millimetern durch eine sklerosierende Ostitis
verhärtet. Neuere Untersuchungen machen es wahr
scheinlich, daß bei zunehmender Vergrößerung des Ab-
scesses die Granulationen üppiger werden, die sklerosierte
Knochenzone jedoch infolge einer rarefizierenden Ostitis
immer dünner wird und schließlich ganz verschwindet.
Bisweilen findet man in der Höhle einen kleinen Sequester.
In dem Eiter kann man durch Ausstrichpräparat oder
Kultur häufig den Erreger des Leidens nachweisen; meist
findet man Staphylococcus pyogenes aurens, seltener albus
oder citrens. In einigen Fällen wurde der Typhusbacillus
als Erreger nachgewiesen.
Die Therapie kann nur eine chirurgische sein. Sie
besteht in der Aufmeißelung des erkrankten Knochens und
der Entfernung der den Herd umgebenden sklerosierten
Zone. Bedeutend erleichtert wird die Auffindung des Ab-
scesses durch die Anwendung der Röntgenstrahlen, man
muß jedoch die betreffende Extremität in zwei aufeinander
senkrechten Richtungen durchleuchten. Die Heilungsdauer
beträgt mehrere Wochen bis Monate, je nach der Größe
der Wunde und den speziellen Verhältnissen des einzelnen
Falles.
Die Prognose des Knochenabscesses hängt in der
Hauptsache davon ab, ob es gelingt, die richtige Diagnose
zu stellen. Ist das möglich, so ist sie durchaus günstig.
Bei dem heutigen Stand der Chirurgie ist die Operation
ungefährlich, der Erfolg ein vollständiger. Die Schmerzen
hören sofort nach dem Eingriff auf; ob eine Bewegungs
störung zurückbleibt, hängt von der Lokalisation des Pro
zesses und davon ab, ob das Gelenk schon vor der Operation
ergriffen war. Wird die Diagnose nicht richtig gestellt,
so ist die Prognose quoad sanationem schlecht, da Spontan
heilungen sehr selten verkommen, und von einer symp
tomatischen internen Behandlung ein dauernder Erfolg