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Kranken wie Schuppen von den Augen, der Eifersuchtswahn,
die Hallucinationen schwinden, aus dem Auswurf des weib
lichen Geschlechts, das ihn, den Biedermann, in die Anstalt
gebracht hat, aus der hundertfältigen Hure wird ein viel
geliebtes Weib, vor dem der gesunde Kranke niederknien und
um Verzeihung bitten möchte“. Sehr bemerkenswert sind, wie
Raecke 1 ) hervorhebt, die häufigen Schwankungen des Zu
standes, doch soll von einem wirklich klaren Krankheits
verständnisse dabei nicht die Rede sein.
Bei der Beurteilung ist die Entscheidung in den F'ällen
am leichtesten, wo sich der Wahn im wesentlichen auf Hallu
cinationen oder Mißdeutungen im Alkoholrausch stützt. Die
Beziehungen, die der Kranke vorbringt, sind so plump, daß
kein Zweifel bei der Beurteilung ihres Wertes auftreten kann.
Eine Unterstützung findet unser Urteil in vielen Fällen in dem
allmählichen Abklingen der anfangs leidenschaftlich und schroff
vorgebrachten Eifersuchtsideen nach längerer Alkoholentziehung.
Oft wird es nötig sein, durch Zeugen oder Zeugnisse der
Polizei die Grundlosigkeit der Beschuldigungen aufzudecken,
da häufig die Angaben in absolut glaubhafter und geordneter,
der Möglichkeit und den Verhältnissen, die in Trinkerfamilien
herrschen können, entsprechender Weise vorgebracht werden,
da die Tugend der Gattin oft genug nicht auf so festen Füßen
steht, um über jeden Zweifel erhaben zu sein. Dazu kommt,
daß die Verstandestätigkeit der Kranken für den oberflächlichen
Beobachter als nahezu gesund erscheinen kann, so daß nur
eine genaue Kenntnis der wirklichen Verhältnisse uns ge
nügenden Aufschluß über die krankhafte Natur der Ideen
geben kann.
Trotz der äußerlich vielfach übereinstimmenden Züge
unterscheidet sich der Eifersuchtswahn der Trinker gerade
durch seine häufigen Besserungen, ja Heilungen nicht un-
*) Raeoke, Zur Abgrenzung der chronischen Alkoholparanoia. Archiv
für Psychiatrie, ßd. 39 Heft 2.