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relativ geringe Einfluß, den die Eifersuchtsideen auf das Ver
halten der Kranken ausüben. So lange die Alkoholzufuhr nicht
aufhört, tritt keine Korrektur ein, am wenigsten wird die
Krankhaftigkeit der Ideen erkannt; sie sind auch, ausgenommen
etwa ein Affekt im trunkenen Erregungszustand, selten oder
nie Leitmotive für sein Handeln. Er versucht nie, seinen
Nebenbuhler zu stellen, äußert nie seine Ideen, ohne darauf
gebracht zu sein, stellt keine Scheidungsklage.
Außerhalb des Bereichs ihrer Wahnideen machen die
Kranken meist einen geistig gesunden Eindruck. Körperlich
zeigen sie die Begleiterscheinungen des chronischen Alko
holismus, Zittern der Hände und Zunge, erhöhter Rachenreflex,
häufig neuritische Erscheinungen. Im übrigen sind sie orientiert
und geordnet im Gedankengange, sie sind regsam, beschäftigen
sich, sind zugänglich und natürlich, soweit ihre Ideen nicht in
Betracht kommen. Gedächtnis und Merkfähigkeit sind nicht
gestört, jedoch besteht ein gewisser Grad geistiger Schwäche
und Stumpfheit.
In der Regel gewinnt der Wahn keine weitere Ausbildung
über den Rahmen der ungerechtfertigten Eifersucht hinaus;
innerhalb dieser Grenzen ist er aber durchaus fest und jeder
besseren Einsicht unzugänglich. Im weiteren Verlaufe treten
dann außer den schon erwähnten Erinnerungsfälschungen und
Gehörshallucinationen häufig noch anderweitige Verfolgungs
ideen auf; Furcht vor Vergiftung, die Frau will ihn beseitigen,
um ungestraft und ungestört ihren liderlichen Lebenswandel
fortsetzen zu können, um einen anderen heiraten zu können.
Größenideen treten ebenfalls auf und auch Geruchshallucina-
tionen sind beobachtet worden.
Kommt es zur Besserung, so ist der gewöhnliche Verlauf
der, daß nach mehr oder weniger Wochen, während welcher
die Wahnideen krampfhaft festgehalten und gepflegt werden,
eine Korrektur eintritt. Es kann, wenn eine sachkundige Be
handlung bei Totalabstinenz in einer Irrenanstalt rechtzeitig
durchgeführt wird, zur Heilung kommen. „Es fällt den