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Frau mit dem Nachbar machen ihm zur Gewißheit, daß er
betrogen wird.
In seiner Schrift bestätigt Schüller 1 ) den Zusammen
hang zwischen Alkoholismus und Wahn ehelicher Untreue.
„Die durch das Gift erzeugte Reizung der Libido bei gleich
zeitiger Herabsetzung der Potenz, die Schwächung der Intelli
genz und die äußeren Verhältnisse in den Trinkerfamilien sind
die Faktoren, deren Zusammenwirken der Eifersuchtswahn
seine Genese verdankt“.
Kraepelin 2 ) schreibt: „Die aus der Trunksucht als not
wendige Folge hervorgehenden ehelichen Zerwürfnisse und die
dadurch bedingte Entfremdung der Ehegatten, die Abneigung
der Frau gegen den Trinker und auch die allmählich sich ein
stellende Impotenz bringen den Trinker, der ohnedies nur zu
sehr geneigt ist, die Schuld für das von ihm herbeigeführte
Unheil in seiner Umgebung zu suchen, allmählich auf die
Idee, daß eine sträfliche Neigung seiner Frau zu anderen
Männern der wahre Grund zu der veränderten Stellung sei,
welche dieselbe zu ihm einnimmt. Für die Richtigkeit dieser
Voraussetzung liefert ihm die vorurteilsvolle Beobachtung allerlei
Beweise, welche seinem geschwächten Urteil als vollkommen
sicher und unumstößlich erscheinen. Hier und da gesellen sich
zur Vervollständigung solcher Anzeichen auch wirklich Sinnes
täuschungen hinzu. Oder aber er merkt aus dem feindseligen
Verhalten seiner Frau, aus dem Unwillen über sein schroffes
Vorgehen gegen den beargwöhnten Nachbar, daß es mit seinem
Verdachte vollkommene Richtigkeit hat“.
Heilbronner * 3 ) will die Formen, unter denen der alko
holische Eifersuchtswahn auftreten kann, in 2 Hauptgruppen
geteilt wisse». „Die erste kann genetisch mit den patho
*) Schüller, Eifersuchtswahn bei Frauen. Jahrbücher für Psychiatrie.
Bd. 20.
*) 1. c.
3 ) Heilbronner, Die strafrechtliche Begutachtung der Trinker.
Halle 1905.