Full text: Untersuchungen über das elektromotorische Verhalten der Netzhaut bei Warmblütern

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den Zahlen Trendelenburg’s 1 berechnet, miteingetragen, und die TJeber- 
einstimmung dieser Curve mit denen der ßeizwerthe bestätigt nochmals die 
Yermuthung, dass die hier festgestellte ßeactionsweise von den absorptiven 
Eigenschaften des Sehpurpurs abhängig ist, dass wir es also wohl mit den 
Erregbarkeitsverhälthissen der Stäbchen, welche ausschliesslich diese photo 
chemisch zersetzte Substanz enthalten, zu thun haben. 
Es ist mir in vielfach wiederholten Versuchen bei Hunden und Katzen 
nicht gelungen, durch Einführung der Helladaptation und hoher ßeizstärken 
die Erregbarkeitsverhältnisse des Zapfenapparates, so wie sie nach den Er 
gebnissen der menschlichen Physiologie und nach den Strommessungen an 
den Zapfenaugen der Tagvögel liegen müssten, darzustellen. Nur beim 
Kaninchenauge (Fig. 18) habe ich in einem Falle das für die Zapfenerreg 
barkeit charakteristische ßeizwerthübergewicht der langwelligen Strahlen bei 
Helladaptation des Auges und Application hoher ßeizstärken nachweisen 
können, aber wie gesagt nur in einem Falle. Bei allen weiteren Versuchen 
an Augen derselben Species habe ich immer wieder die für die Stäbchen 
erregbarkeit charakteristische Vertheilung der ßeizwerthe im Spectrum 
gefunden, und es dürfte deshalb kaum Neigung bestehen, der einmaligen 
Feststellung abweichender und zwar den Zapfen eigenthümlicher ßeizver- 
hältnisse allzu viel Gewicht beimessen. Vielleicht lag bei diesem Versuche 
die Elektrode zufällig an einer günstigen Stelle der Sclera, von welcher die 
Ströme einer grösseren Anzahl innen gegenüber stehender, functionstüchtiger 
Zapfen zur Ableitung gelangen konnten. 
Man wird sich die Frage vorlegen, woran es liegen mag, dass die 
Bemühungen, die Zapfenfunctionen darzustellen, erfolglos geblieben sind. 
Wohl sicher ist hierfür das ausserordentliche Uebergewicht der Stäbchenzahl 
verantwortlich zu machen. Die Katze, als ein vorwiegend nächtlich oder in 
gedämpftem Licht sich aufhaltendes Thier, hat nach den Untersuchungen 
Max Schultze’s 2 relativ wenig Netzhautzapfen, und die Zapfen der 
Kaniuchenretina sollen nach Schultze nur rudimentär ausgebildet und 
verkümmert vorhanden sein. Auch beim Hunde wird man wohl meist die 
Stäbchen in weit überwiegender Zahl reizen oder doch mit grösster Wahr 
scheinlichkeit die in den Stäbchen entstehenden Actionsströme ableiten, weil 
man die Elektrode wohl immer an einer Bulbusstelle anlegt, welche mehr oder 
weniger peripher von dem stärker zapfenbesetzten centralen Netzhautgebiet 
entfernt ist. Ist mau geneigt, der Lichtreflection im Tapetum Bedeutung 
1 Trendelenburg, Quantitative Untersuchungen über die Bleichung des Seh- 
purpurs in monochromatischem Licht. Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der 
Sinnesorgane. Bd. XXXIV. 
8 M. Schultze, Zur Anatomie und Physiologie der Retina. Archiv für mikro 
skopische Anatomie. 1886. ßd. II.
	        
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