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tionsfähigkeit der Netzhaut abnimmt. Der Strom sinkt dann von dem
Werth der positiven Belichtungsreaction einfach langsam wieder ab, bis der
ursprüngliche Dunkelstromwerth erreicht ist; die gewöhnliche rapide Ab
lenkung der Nadel über diese Einstellung hinaus aber fehlt (Fig. 14).
Diese galvanometrisch gewonnenen Feststellungen erfahren nach Beob
achtungen am Capillarelektrometer wiederum manche Vervollständigungen
und Berichtigungen. Die Curven, hei deren Aufnahmen Katzen als Ver-
suchsthiere benutzt wurden, lassen folgendes Bild vom Ablauf der photo
elektrischen Stromschwankungen entwerfen. Etwa 4 / 100 Secunden nach
Auftreffen des Reizes setzt die positive Stromschwankung ein, erreicht
sehr schnell ein Maximum (etwa nach 1 / u Secunde) und fällt in erheblichem
Maasse sogleich wieder ab. Während der Dauer der Belichtung ändert sich
dann die elektromotorische Kraft nicht in einem Maasse, welches das be
nutzte Capillarelektrometer anzugehen vermöchte. Verdunkelt man, so er
folgt die negative Schwankung mit einer Latenz von 8 / I00 bis 7 / 100 Se
cunden. Die elektromotorische Kraft erreicht hierbei sehr schnell ein
Minimum und nimmt sogleich ein wenig wieder zu, um den vor der
Reizung innegehabten Werth wieder anzunehmen.
Die Grösse der photoelektrischen Reaction hängt bei den Säugern
ebenso wie bei den Vögeln von der Intensität und der Wellenlänge des
Reizlichtes und von dem Empfindlichkeitszustand der Netzhaut ab. Der
letztere ist sehr ausgiebiger Veränderungen fähig, und man kann ebensowohl
durch längeres Dunkelhalten des Auges eine durch starke Actionsströme ge
kennzeichnete, hohe Lichtempfindlichkeit oder Dunkeladaptation erzeugen, wie
es gelingt, die Reactionsfähigkeit der Netzhaut durch längere Belichtung
temporär abzustumpfen und einen Zustand der Helladaptation herbeizuführen.
Ehe ich in einem besonderen Abschnitt den Einfluss der Wellenlänge
des Reizlichtes auf die Grösse der Actionsströme und die Erregbarkeits
verhältnisse der Netzhaut bespreche, möchte ich hier einen Nehenbefund
erwähnen, der den vom Katzenauge aufgenommenen capillarelektrometrischen
Curven zu entnehmen ist. An einem Versuchsthier wurde die Lähmung
der Irisfunction durch Atropin unterlassen, und es zeigte sich nun, dass
nach einem ersten Ausschlag des Elektrometers, welcher mit kurzer Latenz
(0 • 04 Secunden) auf den Reizeinfall folgte und die typische elektromotorische
Reaction der Netzhaut selbst darstellte, eine zweite, langsam ablaufende,
positive Schwankung zur Ausbildung gelangte. Da die zweite Schwankung
an den von atropinisirten Augen aufgenommeuen Curven vollständig fehlt,
so handelt es sich dabei wohl sicher um die elektromotorischen Begleit
vorgänge der Contraction der Irismuskeln; die dieser entsprechende Strom
zunahme betrug mehr als zwei Millivolt und hatte somit einen Werth,
welcher die von der Netzhaut bei Belichtung entwickelten elektromotorischen
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