Full text: Untersuchungen über das elektromotorische Verhalten der Netzhaut bei Warmblütern

49 
tionsfähigkeit der Netzhaut abnimmt. Der Strom sinkt dann von dem 
Werth der positiven Belichtungsreaction einfach langsam wieder ab, bis der 
ursprüngliche Dunkelstromwerth erreicht ist; die gewöhnliche rapide Ab 
lenkung der Nadel über diese Einstellung hinaus aber fehlt (Fig. 14). 
Diese galvanometrisch gewonnenen Feststellungen erfahren nach Beob 
achtungen am Capillarelektrometer wiederum manche Vervollständigungen 
und Berichtigungen. Die Curven, hei deren Aufnahmen Katzen als Ver- 
suchsthiere benutzt wurden, lassen folgendes Bild vom Ablauf der photo 
elektrischen Stromschwankungen entwerfen. Etwa 4 / 100 Secunden nach 
Auftreffen des Reizes setzt die positive Stromschwankung ein, erreicht 
sehr schnell ein Maximum (etwa nach 1 / u Secunde) und fällt in erheblichem 
Maasse sogleich wieder ab. Während der Dauer der Belichtung ändert sich 
dann die elektromotorische Kraft nicht in einem Maasse, welches das be 
nutzte Capillarelektrometer anzugehen vermöchte. Verdunkelt man, so er 
folgt die negative Schwankung mit einer Latenz von 8 / I00 bis 7 / 100 Se 
cunden. Die elektromotorische Kraft erreicht hierbei sehr schnell ein 
Minimum und nimmt sogleich ein wenig wieder zu, um den vor der 
Reizung innegehabten Werth wieder anzunehmen. 
Die Grösse der photoelektrischen Reaction hängt bei den Säugern 
ebenso wie bei den Vögeln von der Intensität und der Wellenlänge des 
Reizlichtes und von dem Empfindlichkeitszustand der Netzhaut ab. Der 
letztere ist sehr ausgiebiger Veränderungen fähig, und man kann ebensowohl 
durch längeres Dunkelhalten des Auges eine durch starke Actionsströme ge 
kennzeichnete, hohe Lichtempfindlichkeit oder Dunkeladaptation erzeugen, wie 
es gelingt, die Reactionsfähigkeit der Netzhaut durch längere Belichtung 
temporär abzustumpfen und einen Zustand der Helladaptation herbeizuführen. 
Ehe ich in einem besonderen Abschnitt den Einfluss der Wellenlänge 
des Reizlichtes auf die Grösse der Actionsströme und die Erregbarkeits 
verhältnisse der Netzhaut bespreche, möchte ich hier einen Nehenbefund 
erwähnen, der den vom Katzenauge aufgenommenen capillarelektrometrischen 
Curven zu entnehmen ist. An einem Versuchsthier wurde die Lähmung 
der Irisfunction durch Atropin unterlassen, und es zeigte sich nun, dass 
nach einem ersten Ausschlag des Elektrometers, welcher mit kurzer Latenz 
(0 • 04 Secunden) auf den Reizeinfall folgte und die typische elektromotorische 
Reaction der Netzhaut selbst darstellte, eine zweite, langsam ablaufende, 
positive Schwankung zur Ausbildung gelangte. Da die zweite Schwankung 
an den von atropinisirten Augen aufgenommeuen Curven vollständig fehlt, 
so handelt es sich dabei wohl sicher um die elektromotorischen Begleit 
vorgänge der Contraction der Irismuskeln; die dieser entsprechende Strom 
zunahme betrug mehr als zwei Millivolt und hatte somit einen Werth, 
welcher die von der Netzhaut bei Belichtung entwickelten elektromotorischen 
4
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.