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ich die in der Mehrzahl der Fälle auftretende positive Belichtungsschwankung
für das Normale und bin zu der TJeberzeugung gelangt, dass reine nega
tive Schwankungen oder solche mit positivem Vorschlag sich typisch ein
stellen, wenn das Organ bei der Operation mehr oder weniger alterirt ist
oder im Laufe fortgesetzter ßeizversuche seine normale Reactionsfähigkeit
allmählich eingebüsst hat. Wie sich die Umwandlung des in meinen Ver
suchen hervortretenden Stromablaufes in den von Himstedt und Nagel
beobachteten durch Veränderung der Grössen Verhältnisse der einzelnen Theile
der ganzen Schwankung vollziehen mag, ist ja leicht zu denken: wird die
positive Schwankung bei Belichtung so klein, dass sie nur als positiver
Vorschlag imponirt und der folgende Abfall des Stromwerthes als die
Hauptsache erscheint, so hat man den von Himstedt und Nagel be
schriebenen Belichtungseffect.
Sehr einfach und regelmässig gestalten sich die photoelektrischen Er
scheinungen in der Netzhaut der Nachtvögel (Fig. 10). Wie schon Him
stedt und Nagel fanden, besteht hier die Reaction auf Lichtreizung in
einer kräftigen positiven Schwankung des Duukelstromes. Während der
Dauer der Reizung sinkt die elektromotorische Kraft zunächst wieder ab,
hält sich aber dann bei vielen Versuchsthieren auf vollständig constantem
Werth, bei anderen fällt die Stromstärke continuirlich und ganz langsam manch
mal bis auf die Hälfte des bei Belichtung eingetretenen Stromzuwachses,
aber auch im Laufe mehrere Minuten währender Reizung nicht bis auf den
Dunkelstromwerth. Bei Verdunkelung des Auges erfolgt eine ausserordentlich
starke negative Schwankung; die Nadel schnellt mit grosser Geschwindigkeit
über die Dunkelstromeinstellung um 'annähernd eben so viele Scalentheile
hinaus, wie sie bei der positiven Belichtungsreaction nach der anderen Seite
ausschlug. Dann geht sie langsam zur Dunkelstromeinstellung zurück.
In diesem Verhalten stimmen alle von mir untersuchten Nachtraub
vögel, Schleiereule, Sumpfohreule, Steinkauz und Waldkauz, vollkommen
überein. Bei diesen Thieren gelingt es nun auch ohne Schwierigkeit, die
Netzhautströme zu messen, ohne dass man die normalen Ernährungsver
hältnisse des Auges durch operative Freilegung der hinteren Bulbuswandung
zu stören genöthigt ist. Die hinteren und lateralen Theile der ausser
ordentlich grossen Augen des Waldkauzes und der Sumpfohreule nämlich
ragen unmittelbar vor dem Gehörgang derart aus der Orbita hervor, dass
man hier die Elektrode direct an die bedeckende Haut der hinteren Bulbus
wand nahe dem Knochenring der Sclera ansetzen kann. Der bei dieser
Anordnung beobachtete Stromablauf ist völlig identisch mit dem nach
operativer Freilegung des Auges beobachteten; es ist also mehr als wahr
scheinlich, dass der normale Typus der photoelektrischen Phänomene bei
diesen Thieren zur Beobachtung kam.